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Berlin: THEMA

Familie in Berlin NEUKÖLLN IST IHRE HEIMAT: SECHS BERLINER AUS INDIEN Sonntags trifft sich die sechsköpfige Familie Khajuria im indischen Restaurant Aarti in der Oranienburger Straße. Das ist praktisch, Vater Sureshkumar, 58, ist der Wirt.

Familie in Berlin

NEUKÖLLN IST IHRE HEIMAT: SECHS BERLINER AUS INDIEN

Sonntags trifft sich die sechsköpfige Familie Khajuria im indischen Restaurant Aarti in der Oranienburger Straße. Das ist praktisch, Vater Sureshkumar, 58, ist der Wirt. Dann essen die Eltern vegetarisch, die Kinder mögen auch Fleisch und Wurst. Manika (19), Damini (15), Agrati (12) und Sohn Ayusch (9) sind in Berlin aufgewachsen, fühlen sich zu Hause in ihrem Nordneuköllner Kiez. Die älteste Tochter studiert Elektrotechnik an der TU, die anderen Kinder gehen auf die Albrecht-Dürer-Schule. Die Khajurias sind im Bezirk mit dem hohen Anteil türkischer und arabischer Familien geblieben, damit die Kinder nicht die Schule wechseln müssen, sagt Mutter Asharani, 48. Und auch, weil das Paar, schon als die Kinder noch klein waren, liebe deutsche Nachbarn gefunden hat, die immer behilflich waren und mit der Mutter auch nach ihren Sprachkursen Deutsch übten. „Wenn die Kinder aus der Schule sind, ziehen wir um“, sagt Asharani Khajuria. „Mein Mann will nach Reinickendorf, ich nach Tempelhof, wo unsere indischen Bekannten wohnen.“ Auf alle Fälle soll der nächste Wohnsitz im Grünen liegen.

Die Eltern hatten noch in ihrer Heimat geheiratet, in Nordindien, vor 21 Jahren. Ende der Siebziger ging Sureshkumar nach Berlin, um zu studieren, seine Partnerin, gelernte Bankkauffrau, folgte ihm 1988. Das mit dem Studium hat nicht so recht geklappt, aber Herr Khajuria fand in Berlin seine Berufung: Er wurde Wirt. Die Familie hat sich ein Stück indischer Tradition bewahrt: Asharani ist Frauenbeauftragte in der hinduistischen Gemeinde, die Kinder tanzen bei religiösen Festen im Hindutempel in der Hasenheide. Sie sind zweisprachig aufgewachsen: Deutsch und Hindi. Alle zwei Jahre fliegen die sechs nach Indien, dort leben die 13 Geschwister der Eltern und Asharanis Mutter.

Jetzt, nachdem Mama so viel erzählt hat, will die zwölfjährige Agrati auch etwas beisteuern. Sie mag ihre Schule, sagt sie. Nur, dass in der Klasse so viel Türkisch gesprochen wird, nervt. „Da bekomme ich nichts mit.“ Was sie später machen will, weiß sie schon: „Medizin studieren.“ Manika wird Ingenieurin, Damini Naturwissenschaftlerin – „Sie will zur Nasa!“ – und der Bruder, der beim Theaterprojekt „Tusch“ (Theater und Schule) mitmacht, peilt die Schauspielerkarriere an. Da kann Agrati nur mild lächeln: Sie hatte immerhin schon mit acht Jahren eine Fernsehrolle: ein indisches Mädchen in der Serie „Der letzte Zeuge“. Susanne Leimstoll

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