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Radfahrerfreundlich - aber bremsen den Verkehr nicht: Sogenannte "Moabiter Kissen" wie hier in der Lehrter Straße kosten pro Stück 3.445 Euro.

© dpa

Tiefbauamt Berlin-Mitte wehrt sich: Verkehrskissen verschwenden keine Steuern

Die Verkehrskissen in der Lehrter Straße seien sehr wohl verkehrsberuhigend, die Spielsteine im Moabiter Otto-Park von den Bürgern gewollt - der Tiefbauamt-Leiter von Berlin-Mitte bezieht Stellung zu den Vorwürden des Steuerzahlerbundes.

Von Sandra Dassler

Auch wenn der Bund der Steuerzahler es in seinem Schwarzbuch als Verschwendung brandmarkt – die Aufpflasterungen in der Quitzowstraße sind sowohl verkehrsberuhigend als auch ökonomisch. Davon ist jedenfalls der Leiter des Tiefbauamts in Mitte, Harald Büttner, überzeugt. Und das nicht nicht nur, weil das sogenannte Moabiter Kissen von seinem Vorgänger Johann Anton Schilcher erfunden oder zumindest entwickelt wurde. Der damalige Leiter des Tiefbauamtes Tiergarten, der leider schon mit 59 Jahren starb, hatte auch großen Anteil an der Bebauung des Potsdamer Platzes und an der Reichstagsverhüllung.

Seine Idee zur Verkehrsberuhigung nördlich der Turmstraße werde inzwischen nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern genutzt, sagt Büttner. „Die Wackersteine, die man vor mehr als 30 Jahren nicht mehr brauchte, weil die Straßen asphaltiert wurden, nutzte man als Erhöhung. Sie sollten Autofahrer zum Langsamfahren veranlassen, aber keine Unfälle hervorrufen.“

Dass Mantafahrer und Besitzer von tiefer gelegten Polos später Probleme bekamen und es inzwischen viele Gerichtsurteile und demzufolge Regelwerke gibt, müsse man natürlich berücksichtigen, sagt Büttner. Aber im Gegensatz zu anderen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung seien die Moabiter Kissen geradezu ein Schnäppchen: „Müsste man statt der 20 Stück für insgesamt 68.900 Euro beispielsweise eine Ampelanlage installieren und warten, wäre man schnell bei 250.000 Euro.“

Die Sitzkiesel sollen bemalt werden

Auch was die großen organisch geformten Spiel- und Sitzsteine im Moabiter Otto-Park anbelangt, ist Tiefbauamtsleiter Harald Büttner anderer Ansicht als der Bund der Steuerzahler. „Gerade jetzt in der warmen Herbstsonne heizen sich die Sitzkiesel auf und selbst Kinder sitzen lieber auf ihnen als in nassen Buddelkisten“, sagt er. Außerdem hätten sich die Bürger ganz demokratisch für den Entwurf der Landschaftsarchitekten Latz und Partner entschieden. „Die Vergabe von Fördergeldern für Projekte in benachteiligten Regionen war an Bürgerbeteiligung geknüpft“, erzählt er. Mehr als 400 Menschen hätten sich ab 2009 an den Beratungen beteiligt und schließlich mehrheitlich für den Entwurf mit den Sitzkieseln gestimmt. Eine Gruppe, der das nicht passte, mache aber seither Front dagegen, sagt Büttner: „Doch wenn man herkömmliche Spielgeräte oder Bänke in einem solchen Park aufstellt, halten die oft nicht einmal 24 Stunden. Die Sitzkiesel sind robust, einzigartig und multifunktional. Es ist ja gewollt, dass sie bemalt werden.“

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