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Berlin: Tierheim in Falkenberg: 700 Hunde, Katzen und Meerschweinchen ziehen um

Ende Juni wird es den wohl ungewöhnlichsten Umzug der Stadt geben. Mehr als 700 Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Hamster, Wellensittiche, Chinchillas, Mäuse und Wasserschildkröten wechseln dann ihren Wohnsitz, ziehen von ihrem jetzigen Domizil im Tierheim Lankwitz an der Dessauerstraße im Südwesten Berlins quer durch die Stadt an den Hausvaterweg im nordöstlichen Falkenberg.

Ende Juni wird es den wohl ungewöhnlichsten Umzug der Stadt geben. Mehr als 700 Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Hamster, Wellensittiche, Chinchillas, Mäuse und Wasserschildkröten wechseln dann ihren Wohnsitz, ziehen von ihrem jetzigen Domizil im Tierheim Lankwitz an der Dessauerstraße im Südwesten Berlins quer durch die Stadt an den Hausvaterweg im nordöstlichen Falkenberg. Dort entsteht seit 1999 auf einem 17 Hektar großen Gelände im Herzen der Barnim-Landschaft die "Stadt der Tiere", das größte und modernste Tierheim Europas: Platz für bis zu 1400 Bewohner.

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Eigentlich war der Umzug, den auch 60 Zweibeiner in Gestalt von Tierbetreuern und Büropersonal antreten, bereits vor einem Jahr geplant. Doch es kam anders als gedacht. Nach Schwierigkeiten mit der ursprünglich beauftragten Baufirma kündigte der Tierschutzverein, Träger des Tierheims, den Vertrag. Ein dreimonatiger Baustopp war die Folge. "Zudem werden solche Anlagen nicht täglich gebaut, Vorbilder gibt es nicht", sagt Geschäftsführer Volker Wenk. "Bei bestimmten Vorrichtungen, wie beispielweise den Lüftungsanlagen in den Boxen oder der Position der Klappen zum Freigehege mussten wir zunächst einmal austüfteln, wie es am besten funktioniert". Noch laufen die Arbeiten an den neuen Unterkünften auf vollen Touren. "Doch bis Ende Juni wird das Heim bezugsfertig sein", sagt Wenk.

15 Pavillons für Hunde sowie ein Kleintierhaus gibt es - die Schützlinge werden es in Zukunft um ein Zehnfaches geräumiger haben als bisher. Lediglich eines der drei Katzenhäuser bleibt zunächst im Rohbau, weil das nötige Geld fehlt. Grünflächen, Bäume, Sträucher und ein künstlicher See lockern die Bebauung auf. Angegliedert sind zudem eine Tiersammelstelle, eine Arztpraxis sowie eine Krankenstation. "Dann können wir die gesunden von den kranken Tieren trennen", so Wenk. Entworfen wurde das Gebäudeensemble von dem Berliner Architekten Dietrich Bangert.

Mit der neuen Anlage hofft Wenk auch auf eine schnellere Vermittlung der herrenlosen Heimbewohner. "Hier können wir unsere Schützlinge weitaus besser präsentieren." Denn die beengten Verhältnisse in Lankwitz hätten bisweilen abschreckend auf interessierte Käufer gewirkt. Auf das geplante Exotenhaus wird der Verein zunächst verzichten. Und auch misshandelte Zirkustiere wie Elefanten oder Tiger wird es vorläufig am Hausvaterweg ebenso wenig geben wie einen Kinderbauernhof. Denn die dafür notwendigen zehn Millionen Mark haben die Tierschützer nicht.

65 Millionen Mark sind bis dato in das Tierheim geflossen. Es wird ausschließlich durch den Verkauf des Lankwitzer Geländes, Erbschaften, Spenden und die Beitrage der rund 18000 Tierschutzvereinsmitglieder finanziert. Auf Unterstützung durch das Land Berlin oder die Deutsche Klassenlotterie setzte Wenk vergeblich. "Der Senat lässt uns mit den Tieren im Regen stehen", ärgert er sich. Für andere Einrichtungen wie den Zoo gebe es hingegen Zuschüsse in Millionenhöhe. Auch für die 7,5 Millionen Mark teure Tiersammelstelle, das "Fundbüro" für Tiere, gab es keinen Pfennig. "Zwar konnten wir mit dem Senat eine monatliche Zahlung für Miete und Futter in Höhe von 16000 Mark vereinbaren, doch damit sind unsere Kosten lediglich zur Hälfte gedeckt", sagt Wenk. Denn für Fundtiere sei eigentlich das Land Berlin zuständig. Das sieht Hartmut Rhein, Sprecher der Senatsinnenverwaltung, jedoch anders. "Die Sammelstelle ist von einem privaten Bauherrn errichtet worden, wieso sollten wir uns dann an den Baukosten beteiligen."

Rund 23000 Tiere landen jährlich im Heim, das Gros sind Katzen und Hunde. Für Unterkunft, Futter und ärztliche Behandlung fallen täglich 15000 Mark an. "Wenn wir uns weigern würden, die Tiere zu übernehmen, müssten sie eingeschläfert werden", so Wenk. Und so setze der Senat auf die Fürsorge der Tierschützer und ziehe sich bequem aus der Affäre - "ein makabrer Spaß, den sich die Politik auf Kosten der Tiere leistet".

Beate K. Seiferth

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