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Nasses Laub auf den Wegen kann das Radfahren im Herbst zur Rutschpartie machen. Fahrradfahrer sollten daher im Zweifel auf die Straße ausweichen.

© Tobias Hase/dpa

Radfahren im Herbst: Tipps für die nasskalte Jahreszeit

Das Fahrrad jetzt schon einmotten? Auf keinen Fall! Mit ein paar Vorkehrungen und Tricks kommen Radler entspannt durch die nasskalte Jahreszeit.

Der Winter naht, und so zieht es Radfahrer noch einmal vermehrt auf die Straße. Der Oktober lockt mit goldenem Herbstlaub und den letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres. Doch was schön anzusehen ist, bringt im Straßenverkehr auch Gefahren mit sich: Die Sonne steht tief und blendet, feuchtes Laub macht die Fahrbahn zur Rutschbahn, die Abenddämmerung setzt immer früher ein. Und natürlich gibt es viel Regen - worunter nicht nur das Rad, sondern auch der Radler leidet. Dicke Klamottenschichten schränken zudem die Beweglichkeit und das Sichtfeld ein.

Zu keiner anderen Jahreszeit ist es daher so wichtig, gut ausgerüstet zu sein und das Fahrrad in Schuss zu halten. Mit ein paar Handgriffen und Tricks kommen nicht nur hartgesottene Radler stressfrei durch den Herbst.

Sehen und gesehen werden

Sobald es dunkel und trüb wird, sind Radfahrer besonders gefährdet und das Unfallrisiko steigt um das Dreifache, warnt der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR). Generell gilt daher: Es schadet nicht, die Beleuchtung im Herbst schon tagsüber, spätestens am Nachmittag anzuwerfen – vor allem bei Regen, Zwielicht und Nebel. Und es darf ruhig etwas mehr sein, als gesetzlich verlangt. Die Verkehrsordnung schreibt mindestens einen Frontscheinwerfer und einen weißen Reflektor vorne, ein Rücklicht mit integriertem Reflektor und einen roten Rückstrahler hinten, zwei gelbe Reflektoren an jeder Pedale sowie Reflektoren am Vorder- und Hinterrad (oder alternativ Reflexstreifen am Reifen) vor. Mal nachgezählt am eigenen Rad? Acht Lichtquellen sollten es mindestens sein.

Auch helle Kleidung, zusätzliche Speichenclips und Reflektoren an Helm, Hose und Rücksack sind große Pluspunkte. Diese Maßnahmen kosten wenig, aber helfen viel. Natürlich ist auch fluoreszierende Spezialkleidung effektiv, wenn auch kostspieliger.

Der Umstieg von Halogen- zu LED-Technik ist ratsam - vor allem im Herbst wenn es oft dunkel und trüb ist. Moderne LED-Frontstrahler übertreffen die gesetzlichen Anforderungen an die Helligkeit von Fahrradleuchten um ein Mehrfaches.

© dpa

Wer mit dem Drahtesel zur Arbeit fährt, sollte vorab die Leitungen und Lampen prüfen – sonst steht man am Feierabend plötzlich im Dunkeln da. Lose Kabel sind besonders anfällig, abzureißen oder zu knicken, deshalb sollten sie fest mit Kabelbindern fixiert werden. Die Kabelschuhe an Scheinwerfer, Rücklicht und Dynamo gleich mit prüfen - sie sollten fest sitzen und nicht korrodiert sein. In der nasskalten Jahreszeit die Kontakte am besten mit einem Schmiermittel schützen, sonst hilft irgendwann nur noch Feile oder Schmirgelpapier.

Von veralteter Technik verabschieden

Bei älteren Lichtanlagen ist der Umstieg zu wartungsarmer LED-Technik sinnvoll. Halogenlämpchen entziehen dem System am Ende ihrer Lebensdauer vermehrt Energie, um die gewohnte Helligkeit zu halten. Die Folge: Das Standlicht bekommt nicht mehr genug Strom. Zudem kann eine kaputte Halogenlampe – beim Rücklicht oft eine Zeit lang unbemerkt - die übrigen Glühbirnen überlasten. Schon für etwa 20 Euro bekommt man moderne LEDs, die praktisch ein ganzes Fahrradleben lang halten. Und in punkto Lichtleistung sind sie der Halogentechnik um ein Vielfaches überlegen. Die neuesten Profi-LED-Scheinwerfer schaffen mittlerweile über 100 Lux, doch dafür sind auch über 100 Euro fällig. Und auf die Lichtstärke allein kommt es auch gar nicht an, was zählt ist vor allem ein möglichst homogenes und nicht zu schmales Lichtfeld - direkt vor dem Rad, als auch noch in 30 Meter Entfernung.

Ob die Leuchten portabel oder fest installiert sein sollen, ist vor allem eins: Geschmackssache. Beide Varianten haben ihre Vorzüge und Nachteile. Gerade in Berlin, wo alles geklaut wird, was nicht am Fahrrad festgenietet oder -geschmiedet ist, sollten die batteriebetriebenen Lampen aber bei jedem Stopp abgenommen werden. Und Vorsicht: Akkus halten bei Kälte oft deutlich kürzer. Das gilt auch für die Akkus von Pedelecs.

Einadrige Kabel sind nicht besonders widerstandsfähig - und daher nicht mehr zeitgemäß. Ein Umstieg auf Doppelverkabelung bzw. Koaxialkabel ist empfehlenswert. Auch Seitenläuferdynamos sind zu Recht aus der Mode gekommen. Sie greifen bei Nässe nicht gut am Reifen und quietschen außerdem gern. Bei herbstlichen Bedingungen sind Radler mit einem Nabendynamo wesentlich besser bedient.

 Rad und Radler trocken halten

Gerade die Bremsklötze sind anfällig für Feuchtigkeit und nutzen sich in der nasskalten Jahreszeit schneller ab. Ähnliches gilt für die Kette: Sie ist wasserscheu und möchte im Herbst regelmäßig geschmiert werden. Am besten mit einem Universalschmiermittel, dann können die Kontakte der Lichtanlage und andere rostempfindliche Stellen gleich mitbehandelt werden. Und was viele Radler vergessen: Auch die Plastikpedale sind nicht für Dauerduschen ausgelegt. Mit glatten Leder- und Gummisohlen rutscht der Fuß leicht ab. Wer sich keine Spezialschuhe oder haftende Pedale mit Griptape anschaffen möchte, kann die Oberfläche einfach mit etwas Schmirgelpapier aufrauen. Das sorgt für besseren Halt.

Nicht nur das Fahrrad, auch der Radfahrer braucht im Herbst einen guten Nässeschutz. Wer nass wird und friert, radelt meist schneller und unkonzentrierter.

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Natürlich muss sich auch der Radler selbst gegen Regen, Wind und Kälte schützen. Das altbekannte Zwiebel-Prinzip hat sich in der Übergangszeit am besten bewährt. Bei kurzen Strecken reicht eine normale Regenjacke mit wasserfester Beschichtung. Wer längere oder sportliche Touren fährt, sollte einer atmungsaktiven Membran greifen. Denn unter beschichteten Jacken schwitzt man schnell, was bei kühlen Außentemperaturen leicht zu einer Erkältung führt. Die bekanntesten Membran-Vertreter sind Goretex und Sympatex, die haben aber ihren Preis. Wichtig sind gut verarbeitete Nähte und eine ausreichende Druckdichte, die für Radler-Jacken bei mindestens 1500 und bei Hosen mindestens bei 5000 Millimetern liegen sollte, um einen guten Regenschutz zu garantieren. Rücksackträger brauchen auch bei der Jacke höhere Werte, da die Druckpunkte an den Tragegurten schneller durchnässen.

Auch wer im Sommer ein Helmmuffel ist, sollte ihn in der nasskalten Jahreszeit bei jeder Fahrt tragen, denn die Rutschgefahr ist stark erhöht. Für wohlige Wärme am Kopf gibt es atmungsaktive Unterziehmützen, die unter den Helm passen. Dicke Wollmützen sind kontraproduktiv, ja sogar gefährlich, da der Fahrradhelm dann leicht verrutscht oder zu hoch am Kopf sitzt.

Für gute Bodenhaftung sorgen

In Berlin werden die Straßen recht zuverlässig geräumt, bei den Radwegen sieht es schon anders aus – Schmutz und Laub stapeln sich hier gerne auch mal länger. Zwar gilt generell, dass Radfahrer nur auf der Straße fahren dürfen, wenn kein benutzungspflichtiger Radweg (durch das blaue Verkehrszeichen gekennzeichnet) vorhanden ist. Diese Pflicht entfällt jedoch, wenn der Radweg nicht geräumt ist. Dann ist die Straße oft die bessere Wahl. Aber Vorsicht: Pfützen, Laub und Äste gibt es natürlich auch hier – und zwingen Radfahrer häufig zum Ausweichen. Eine passive und vorausschauende Fahrweise (mit vielen Schulterblicken!) ist daher in jedem Fall gefragt. Zumal der Bremsweg bei Nässe um vieles länger ist.

Trekking- und Mountainbikes sind bei schlechtem Wetter gegenüber Rennrädern klar im Vorteil. Je schmaler die Reifen, desto schneller werden Gullydeckel, unbefestigter Boden und Kopfsteinpflaster bei Nässe zur Schlitterpartie. Es hilft, etwas Druck von den Reifen abzulassen. So wird mehr Auflagefläche geschaffen und die Reifentraktion erhöht. Doch es geht nichts über Winterreifen - oder zumindest ordentliche Reifen mit gutem Profil. Die sollten ruhig im Herbst schon drauf. Denn eines ist sicher: Frost und Glätte kommen jedes Jahr aufs Neue - fast immer überraschend.

Janine Ziemann

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