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Berlin: Todesfahrer muss ins Gefängnis

20-jähriger Raser erhielt nach dem Tod von zwei Touristinnen 15 Monate ohne Bewährung

Acht Monate nach seiner tödlichen Raserei auf der Kleiststraße in Schöneberg wurde der 20jährige Umut D. gestern zu einer Jugendstrafe von 15 Monaten verurteilt. Bewährung kam aus Sicht des Jugendschöffengerichts nicht in Frage. „Wir haben das Gefühl, dass wir Sie mit einer Bewährungsstrafe nicht mehr erreichen können", hielten die Richter dem Todesfahrer vor. Für zweieinhalb Jahre wurde D. die Fahrerlaubnis entzogen.

Umut D. war am 6. August letzten Jahres mit dem nagelneuen VW Golf seines Vaters aus Richtung Tauentzienstraße kommend durch die Kleiststraße gerast. Das Gericht ging von einer Geschwindigkeit von 80 bis 90 Stundenkilometern aus. Als ein Taxifahrer zum Spurwechsel ansetzte, konnte der junge Türke nicht mehr rechtzeitig bremsen. Er rammte das Taxi, verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug, kam ins Schleudern und geriet auf den Mittelstreifen. Dort warteten die 72-jährige Adelheid K. und ihre 44-jährige Tochter Andrea R. an einer Fußgängerampel auf Grün.

Von der Wucht des Aufpralls knickte der Ampelmast ab. Eine der beiden Frauen wurde 20 Meter weit durch die Luft geschleudert. Umut D. blieb unverletzt. Wütend soll er aus dem schwarzen Golf ausgestiegen sein. Ein 58-jähriger Zeuge sprach ihn an: „Warum musst du so rasen?“ Aggressiv soll Umut D. erwidert haben: „Geht dich gar nichts an! Der andere ist schuld.“ Es seien noch etliche Kraftausdrücke gefolgt. Der Zeuge sagte auch: „Die rasen da immer. Die Strecke ist als Piste für illegale Rennen bekannt.“

Der Verteidiger von D. sprach von einer „Verkettung unglücklicher Umstände“ und plädierte auf Jugendarrest. Sein Mandant habe „in seinem jugendlichen Eifer etwas zu sehr am Gas gespielt“. Die Richter aber hielten D. vor: „Ihnen war klar, dass Sie zu schnell fahren und dass das sehr gefährlich werden kann.“ Die Todesfälle wären bei richtigem Verhalten vermeidbar gewesen.

Umut D. hatte im Prozess geschwiegen. In seinem letzten Wort sagte der junge Mann ohne Beruf nur kurz: „Tut mir leid.“ Ihm saßen Angehörige der Opfer gegenüber. Sie hatten zumindest ein Wort der Entschuldigung erwartet. Der junge Mann mit Gel in den Haaren aber sah sie nicht einmal an. Sie erfuhren nicht, warum er raste. Sie hörten aber, dass er dem Taxifahrer die Schuld geben wollte. Witwer Klaus R. lief kopfschüttend aus dem Gerichtssaal. „Der Angeklagte ist eiskalt“, sagte er fassungslos.

Umut D. ist bereits mehrfach als Verkehrssünder aufgefallen. Mit 15 nahm er heimlich das Auto seines Vaters und kurvte durch die Nacht. Ein Jugendgericht schickte ihn damals zu einem „kleinen sozialpädagogischen Verkehrskurs“. 2004 musste D. erneut einen solchen Kurs besuchen. Er hatte Polizisten beleidigt, die ihn telefonierend im Auto erwischt hatten. „Wir konnten keine positive Prognose mehr für Sie sehen“, erklärten ihm die Richter nun das Urteil. K. G.

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