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Berlin: Tödliche Schläge mit einem Fleischklopfer Mordprozess gegen 63-Jährige, die Ehemann misshandelt haben soll

Die Frau soll immer wieder zugeschlagen haben. Seit Jahren.

Die Frau soll immer wieder zugeschlagen haben. Seit Jahren. Nachbarn sagten später, dass der stille Klaus K. oft Schwellungen, Blutergüsse oder offene Wunden im Gesicht und an den Armen hatte. Am 8. Dezember letzten Jahres starb der 65-jährige Rentner. Seine Frau soll ihn mit einem Fleischklopfer und einem Bügeleisen zu Tode geprügelt haben. Heute beginnt der Prozess gegen die 63-jährige Gisela K. Es geht um Mord. Aus „niederen Beweggründen“ soll sie ihren Mann misshandelt und getötet haben.

Männer, die unter der Gewalt von Frauen leiden, sprechen selten darüber. Sie fürchten, dass man ihnen nicht glaubt, sie haben Angst, sie könnten als Schwächlinge verspottet werden. Auch Klaus K. wehrte sich offenbar nie. Was sich in der Wohnung im ersten Stock an der Kleiststraße in Schöneberg abspielte, war im Haus ein offenes Geheimnis. „Sobald er nach Hause kam, gab es Streit“, hieß nach dem Tod des Mannes. Die Nachbarn sagten auch, sie hätten ihm Hilfe angeboten, er habe nie darauf reagiert.

Rauchen durfte der Rentner nicht. Das tat er heimlich vor der Tür oder im Keller. Den Tabak, berichteten Nachbarn, versteckte er im Briefkasten. So konnte er schnell mal einen Zug nehmen, wenn er die Einkäufe erledigte. Hausbewohner sagten, dass sich der kleine, gebückt laufende Mann schweigend von seiner Frau herumkommandieren ließ. Oft habe der frühere Möbelpacker Klaus K., der nach einer Krankheit nicht mehr in seinem Beruf arbeiten konnte, im Keller gehockt, weil er in der Wohnung nicht erwünscht war. Gisela K. soll nur selten die Wohnung verlassen haben.

Als die Frau merkte, dass sich ihr Mann nicht mehr bewegte, rief sie ihre Tochter an. Sie alarmierten die Feuerwehr. Doch die Sanitäter konnten nicht mehr helfen, schalteten die Polizei ein. Einen Tag später wurde Gisela K. verhaftet. Die gerichtsmedizinische Untersuchung hatte ergeben, dass Klaus K. an den Folgen von Schlägen gestorben ist, dass er nicht zum ersten Mal geprügelt worden war. Vor allem an den Unterarmen hatte er viele Blutergüsse. Vermutlich wollte er die Schläge abwehren. Manche Verletzungen waren älter, manche frischer. Für die Berliner Polizei ist dieser Fall beispiellos. Klaus K. ist der erste von der eigenen Frau zu Tode geprügelte Mann. Für den Prozess gegen Gisela K. hat das Berliner Landgericht bislang vier Verhandlungstage terminiert.

Kerstin Gehrke

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