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Berlin: Trost im Moment der Sprachlosigkeit

Fürbitten und Lieder der Trauer: Zur zentralen Gedenkfeier für die Flutopfer im Berliner Dom kamen mehr als 2000 Menschen

Als die indonesischen Studenten mit leisen Stimmen ein Trauerlied aus ihrer Heimat sangen, war es mucksmäuschenstill, viele der weit über tausend Zuhörer hatten die Köpfe gesenkt. Das war einer der bewegendsten Momente des ökumenischen Gedenkgottesdienstes für die Flutopfer gestern im Berliner Dom. Zuvor hatten Kulturattachée Linda Aliwarga von der indonesischen Botschaft, eine Studentin und ein junger katholischer Tamile Fürbitten verlesen: für die Eltern, die ihre Kinder verloren haben, für die Kinder, die nun ohne Eltern weiterleben müssen, für alle Toten. Bischof Wolfgang Huber sprach von einer „Welle des Schmerzes und der Ungewissheit, der Angst und der Verletzung“.

Der Bischof hatte als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland zusammen mit Kardinal Karl Lehmann, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, zu der Feier eingeladen. An der Gestaltung beteiligte sich auch Bischof Walter Klaiber von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, einem Zusammenschluss von Freikirchen. Der Gottesdienst sollte ein Zeichen der Solidarität der christlichen Kirchen sein. Mehr als 2000 Menschen waren der Einladung gefolgt, auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder. Neben ihnen saßen die Botschafter von Indonesien und Sri Lanka. Rund 800 Berliner sahen den Gottesdienst draußen auf einer Leinwand.

In seiner Einführung versicherte Bischof Huber den Trauernden seine Anteilnahme und dankte den vielen tausend Helfern, die vor Ort „Überlebende suchten und oft nur Tote fanden“, die Verletzte versorgen und Angehörige trösten. Er dankte auch den vielen Spendern, die in den vergangenen Tagen „eine gewaltige Welle von Mitgefühl und Hilfsbereitschaft“ durch die ganze Welt haben gehen lassen.

In seiner Predigt sprach Kardinal Karl Lehmann der Flutkatastrophe „apokalyptische Ausmaße“ zu. Sie schockiere uns deshalb so sehr, weil es keine menschlichen Ursachen dafür gibt. „Es ist ein unverständliches Leid, ohne jede erkennbare Schuld“. Andererseits stellte Kardinal Lehmann die Flutwelle in eine Reihe mit dem Bombenhagel über Dresden und dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki. Denn auch hier hätten sich die Menschen dem Ende der Welt nahe gefühlt. Die Suche nach einem Grund für dieses Übel und Leid sei sinnlos, so Lehmann. Auch der Holocaust habe gezeigt, dass es eben „unsägliches und durch und durch unverständliches Leid gebe.“ Dennoch versuchte Lehmann, den Trauernden Hoffnung zuzusprechen: Gott habe die Menschen durch seinen Sohn von aller Finsternis erlöst. Grund zur Hoffnung sei auch, dass die Menschen in den vergangenen Tagen weltweit zusammengerückt seien. Gegen Ende sang Jocelyn B. Smith das Stück „Where can I go from your spirit“. Mit „O Heiland, reiß die Himmel auf“ aus hunderten Kehlen endete die Feier nach einer Stunde.

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