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Berlin: Türsteher gegen Junkies am Kotti

Auf leichte Beute hoffte Markus R., als er auf dem U-Bahnhof Kottbusser Tor nach der Tasche der alten Dame langte.

Auf leichte Beute hoffte Markus R., als er auf dem U-Bahnhof Kottbusser Tor nach der Tasche der alten Dame langte. „Ich rechnete nicht mit Gegenwehr“, gestand er gestern vor Gericht. Er sei an jenem Junivormittag auf Heroinentzug gewesen und habe sich Geld für Drogen beschaffen wollen. Die damals 79-jährige Frau aber hielt die Tasche fest, stürzte und brach sich ein Schultergelenk. Der 41-jährige R. wurde wegen Körperverletzung und versuchten Raubes zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Die Drogenszene am „Kotti“ ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Seit Jahresbeginn hat die Polizei dort 400 Leute überprüft – 40 wurden festgenommen. Bisher hatten sich viele Süchtige im Parkhaus im Zentrum Kreuzberg – ein Sozialblock aus den 70ern mit fast 300 Wohnungen – getroffen. Seitdem das Parkhaus nicht mehr zugänglich ist, geht jetzt den örtlichen Gastronomen die Geduld aus. Die Drogenszene vertreiben wollen sie nicht, das würde das Problem nur verdrängen. „Doch Duldung braucht auch Betreuung“, sagt Richard Stein, Betreiber der gut besuchten Kneipe „Möbel-Olfe“ im Zentrum Kreuzberg. Er und weitere Gastronomen wollen sich mit einem Brief an den Senat wenden. „Darin fordern wir, die offene Drogenszene besser zu betreuen“, sagt einer der Autoren. Mit einem zweiten Druckraum – der erste in der Dresdener Straße reicht offenbar nicht – sei es nicht getan. Viele osteuropäische Junkies lebten ohne Aufenthaltsgenehmigung hier und würden sich nicht in die Druckräume trauen – und so die Treppen im Zentrum Kreuzberg nutzen. Die Aufgänge zu den Kneipen und Arztpraxen über dem Kaiser’s-Markt sind mit Spritzen, Urin und Essensresten verunstaltet. Nun sollen Gittertore angebracht werden, um zu verhindern, dass sich Süchtige dort aufhalten. Kunden und Patienten müssten tagsüber klingeln und nachts an einem Türsteher vorbei. hah/K.G.

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