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Berlin: TV fatal

Hunderte klingelten bei der Service-Nummer Sturm – die Umstellung aufs digitale Antennenfernsehen hakt noch

Grobkörnige Bilder, babylonisches Sprachengewirr, unauffindbare Sender: Nachdem in der Nacht die analogen, über Antenne empfangbaren Privatsender abgeschaltet worden waren, war der Empfang der Programme bei vielen Zuschauern gestört. Andere konnten manche Sender überhaupt nicht sehen, mitunter waren beide Tonkanäle gleichzeitig zu hören. In der MüggelseeGegend war Fernsehen so gut wie gar nicht möglich. Dabei hatten alle betroffenen Haushalte sich den mindestens 169 Euro teuren Decoder – die „Set-Top-Box“ – zwischen TV-Gerät und Zimmer- oder Dachantenne – geschaltet. Und sogar einige Kabelhaushalte – von der Umstellung eigentlich nicht betroffen – standen plötzlich ohne ARD, ZDF und ORB da.

Wie berichtet, sind die privaten Fernsehprogramme seit gestern früh per Antenne nur noch über das neue Digitalfernsehen DVB-T zu empfangen. Allein die Öffentlich-Rechtlichen – ARD, ZDF, SFB1 und ORB – bleiben bis Ende August auf geänderten, schwächeren Kanälen auf Sendung.

Doch sogar bei der ständig besetzten Service-Hotline (Tel. 01802-32 39 99) hörten die verunsichtern Zuschauer oft nur, dass eine Menge anderer Leute gar keinen Empfang hätten oder auch nur ein oder zwei Programme sehen könnten. Man solle immer mal wieder einen neuen Sendesuchlauf starten, lauteten die vertröstenden Ratschläge. Bis zum Nachmittag immerhin hatten es die Übertragungstechniker geschafft, die drei Berliner Sendestationen so aufeinander abzustimmen, dass sich ihre Signale nicht überlagerten.

Nach Tagesspiegel-Recherchen traten Probleme unter anderem mit den Kanälen 59 (Eurosport, MTV, n-tv) und 33 (ZDF, ZDF-info, ZDF-doku, Kinderkanal) auf. Bei manchen Set-Top-Boxen funktionierte der Zweikanalton nicht reibungslos; beide Sprachen waren dann gleichzeitig zu hören. Ebenso kam es zu Problemen bei Hausantennen mit Zwischenverstärkern, dort scheiterte mitunter selbst der analoge Empfang .

Besonders häufig wurde der Empfang offensichtlich durch Störungsquellen beeinträchtigt, die die Verantwortlichen für die digitale Übertragung nicht berücksichtigt hatten. Zum Beispiel nicht richtig entstörte Energiesparlampen, alte Kühlschränke oder billige Schnurlostelefone. Selbst eine funkgesteuerte Alarmanlage in der Nachbarschaft, wie sie mitunter bei Banken zu finden ist, kann zu Problemen mit dem Fernsehempfang führen. Auch, wenn die neue Stabantenne direkt über das Netzteil der Set-Top- Box gestellt wird, kann das die Qualität von Bild und Ton vermindern.

Besonders hart traf es die Bewohner rund um den Müggelsee: Kein Bild, kein Ton – und keine Aussicht auf schnelle Besserung. Dort nämlich sind die DVB-T-Signale insgesamt äußerst schwach, wie Projektleiter Sascha Bakarinow von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) bestätigte.

Wenn in einem Kabelhaushalt ein Programm nicht mehr zu empfangen war, dann weil diese in der so genannten Mischversorgung per Antenne empfangen und dann ins Kabel eingespeist wurden. Doch nun sind die Kanäle verschoben – die Kabelgesellschaft muss sie neu einstellen.

Dass WDR, SWR und 3sat bislang nicht zu sehen sind, liege an Verhandlungsproblemen, erklärt Bakarinow. „Wir hoffen, dass die Sender nächste Woche folgen.“ sag/tabu

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