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Berlin: Udo Toepfer verkauft seit 14 Jahren zarte Figuren aus Zinn - Sein Stand wurde mehrfach ausgezeichnet

In der vordersten Reihe stehen die einfachen Figuren - Teddybären, Katzen, kleine Schildkröten, Rehe. Dahinter werden die silberfarbenen Kreationen Udo Toepfers immer raffinierter.

In der vordersten Reihe stehen die einfachen Figuren - Teddybären, Katzen, kleine Schildkröten, Rehe. Dahinter werden die silberfarbenen Kreationen Udo Toepfers immer raffinierter. Die zierlichen Clowns haben Schirmchen in der Hand, stehen auf einem Minirad oder tragen eine Ziehharmonika. Als Aktionsfiguren bezeichnet der 64-Jährige diese Zinnmännchen an seinem Stand auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche.

Etwa 400 verschiedene Exemplare gehören zu seinem Repertoire. Wieviel der gelernte Feinmechaniker jeweils aus den unterschiedlichen Formen herausgeholt hat, vermag er allerdings nicht zu sagen. "Ich gieße halt nach Lust und Laune", betont der Spandauer. Wenn dann eine Figur nur drei oder vier Mal existiert, ist das in Ordnung.

Toepfer gehört zu den "Altgedienten", die seit mehr als zehn Jahren auf dem Weihnachtsmarkt stehen. 1985 gestaltete er zusammen mit seiner Frau erstmals den Stand in der West-City. Das kleine Holzhäuschen unterscheidet sich schon beim ersten Blick von den anderen auf dem Platz. Denn nicht nur der Ladentisch ist geschmückt, auch der hintere Bereich des Standes lädt zum Hingucken ein. Geschnitzte Holzhäuschen, Bäume und jede Menge Figuren aus dem Schwarzwald zieren die Wand. "Wir wollen hier nicht nur verkaufen, sondern auch Weihnachtsstimmung verbreiten", sagt der Künstler. Honoriert wurde dieses besondere Engagement schon mehrmals, indem Toepfers Stand zum schönsten des Marktes gewählt wurde. Das freut den Spandauer natürlich, noch besser würde er es aber finden, wenn sich alle Händler anstrengten.

Langweilig empfindet er die Markttage keineswegs. "Ich beschäftige mich ja ständig", erzählt er. Toepfer sitzt dann in der Ecke und gibt seinen Zinnfiguren den letzten Schliff. Er beseitigt dann mit Hilfe von Dentalwerkzeugen kleine Grate oder fräst verschiedene Ornamente ein. Am liebsten sind ihm aber nach wie vor die Gespräche über den Ladentisch. Dabei liefern ihm die Kunden die Ideen für seine Figuren. "Ich arbeite sozusagen auf Bestellung", lacht der sympathische Mann. Auch in diesem Jahr hat er sich wieder Notizen gemacht. Die Leute fragten nach Hamstern, Bibern und Fischottern. Was er tatsächlich davon realisiert, kann er jetzt noch nicht sagen.

Seine kreativste Zeit hat Toepfer außerhalb des Weihnachtsmarktes. Das ganze Jahr über ist er in seiner Werkstatt anzutreffen. Und wenn er besonders gut drauf ist, wie er sagt, gestaltet er Miniaturen: Weil man dafür eine besonders ruhige Hand benötigt. Sein kleinstes Werk ist bislang eine acht Mal sieben Millimeter große Fliege - sein Größtes, die 20 mal 30 Zentimeter große Quadriga. An dem "Riesen" arbeitete er fast zweieinhalb Jahre. Die vielen Details machten die Arbeit kompliziert, so dass er mehrmals zum Brandenburger Tor fuhr und mit dem Original verglich.

Obwohl ihm alle Figuren im Laufe der Jahre ans Herz wachsen, hat Toepfer eine Lieblingsarbeit: den Alten Fritz. Der steht bei ihm zu Hause und auch neben den anderen Figuren auf dem Weihnachtsmarkt. Aber das ist dem Spandauer noch nicht genug. Er möchte genau jenes Denkmal nachgießen, das Unter den Linden steht. Skizzen existieren bereits, nun muss sich Toepfer nur noch heranwagen.

Steffi Bey

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