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Berlin: Üben und blechen

Wer eine Band hat, muss viel zahlen: für Probenräume

Als Instrument war die Bassgitarre durchaus noch zu erkennen. Doch zum Musikmachen eignete sie sich nicht mehr. Das Instrument war total verzogen, weil der Kellerraum, in dem der Bass stand, voll Wasser gelaufen war. Ein Desaster für die Jungmusiker, die hier in Friedrichshain seit drei Jahren übten. Kein Einzelfall, denn Berlins Proberäume befinden sich oft in schlechtem Zustand. Und sie sind teuer. Da werden schnell 300 Euro fällig, wenn nicht gar mehr. In der Stadt gibt es schließlich mehr Musiker als Plätze fürs Üben, wenn man beispielsweise von Marzahn absieht, wo das Orwo-Haus steht. Der Plattenbau, benannt nach dem einstigen DDR-Filmhersteller, ist Berlins größter Probenraumkomplex – und billig. Ab etwa 80 Euro können sich Bands hier einmieten. Allerdings ist die „lauteste Platte Berlins“ – wie berichtet – vom Aus bedroht. Bis zum März müssen die Nutzer des Hauses, das nur wenige Autominuten von Friedrichshain und seinen teuren Räumen entfernt ist, ein tragfähiges Konzept vorlegen.

Ein Städtevergleich zeigt: In den bei Bands beliebten Metropolen wie Hamburg, München und Köln ist die Lage ähnlich schwierig wie in Berlin. 300 bis 400 Euro Miete pro Raum sind auch hier die Regel. „Die Vermieter können mit den Bands machen, was sie wollen“, sagt beispielsweise Marcus Wiebusch von der Hamburger Gitarrenrock-Combo Kettcar, der mit seiner Gruppe 375 Euro für einen Raum zahlen muss.

Da hilft offenbar nur eines: raus aus den Großstädten. „Herrlich hier“, schwärmt Holger Lichtenberg von der Pop-Punkband Oral Flippers aus dem hessischen Gießen. Die Truppe zahlt für einen 30-Quadratmeter-Raum 100 Euro im Monat. Und ein Schlenker nach Oldenburg verrät: 60 bis 100 Euro kostet der Musizierspaß hier, wer einen Raum in gutem Zustand im Innenstadtbereich finden will.

Mehr dazu im Internet unter

www.orwohaus.de

Jens Thomas

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