zum Hauptinhalt

Berlin: Überfall beim Ampelstopp

Mann wollte Frau aus dem Auto zerren – zwei Schüler griffen ein

Der Richter sparte nicht mit Lob. „Vielen Dank, dass Sie so beherzt eingegriffen haben“, sagte er erst zu Marian G., dann zu Ibrahim N. Die beiden 16-jährigen Schüler waren einer 76-jährigen Autofahrerin bei einem Überfall zu Hilfe geeilt. Sie überwältigten den Mann, dem es bei dem Angriff nicht um die Tasche der Polo-Fahrerin ging, sondern um das ganze Auto. Seit gestern muss sich Andrej A. wegen räuberischen Angriffs auf einen Kraftfahrer vor dem Landgericht verantworten.

Weder der Ort noch die Zeit ließen einen Überfall befürchten. Rechtsanwältin und Notarin Elisabeth Q. fuhr in Richtung Brandenburger Tor – es war früher Nachmittag und viel Verkehr. Die Ampel an der Friedrichstraße zeigte Rot, die Juristin hielt. „Da wurde plötzlich die Fahrertür aufgerissen“, berichtete sie im Prozess. Der 25-jährige A. drängte sich ins Fahrzeug, wollte die Frau wohl aus dem Auto zerren. „Aber das ging nicht, denn ich war brav angeschnallt“, sagte die Zeugin. Bei der Attacke hatte sie jedoch einen Nasenbeinbruch erlitten.

Der Angeklagte aus Weißrussland gab zu, dass er „das Auto haben wollte“. Er war damals auf dem Weg nach Norwegen, um seine Schwester zu besuchen. In Berlin hatte der Bus aus Minsk einen Zwischenstopp. Andrej A. irrte am 1. März durch die Straßen, fühlte sich plötzlich verfolgt. „Mit dem Auto wollte ich meine Verfolger loswerden.“ Als die Fahrerin um Hilfe rief, zögerten die Schüler nicht. Ob Erwachsene in der Nähe waren, wollte der Richter wissen. „Jede Menge“, sagte der Steglitzer Gesamtschüler Marian. Die Polizei zeichnete die Schüler für ihren Einsatz aus. Und Elisabeth Q. schrieb ihnen: „Ich bin sehr froh, dass es junge Leute wie euch gibt.“ Der Prozess wird am Montag fortgesetzt. K. G.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false