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Berlin: Überstunden ohne Bezahlung

DGB: Viele Lehrlinge werden schlecht ausgebildet

Arbeitstage mit bis zu zwölf Stunden. Wenn die Firma Aufträge hat, oft auch am Wochenende. Bezahlung der Überstunden, Freizeitausgleich – Fehlanzeige. Dieser Alltag eines 16-jährigen Lehrlings auf dem Bau wird im zweiten Ausbildungsreport des DGB Berlin-Brandenburg geschildert. Für Doro Zinke, Vizechefin des Gewerkschaftsbundes, kein Einzelfall. Probleme mit Vergütungen und Überstunden seien kennzeichnend für die Ausbildungssituation in Berlin und Brandenburg. Außerdem lasse die Qualität der Ausbildung zu wünschen übrig. Die Jugendlichen würden zu oft für ausbildungsferne Arbeiten eingesetzt.

Nach Zinkes Angaben kommen meist mehrere Probleme zusammen: „Wo die Vergütung besonders niedrig ist, werden oft mehr Überstunden geleistet, gibt es weniger Urlaub und ist die Qualität der Ausbildung schlecht.“ Für den Bericht wurden knapp 2300 Jugendliche an Berliner und Brandenburger Berufsschulen befragt. Gut ein Drittel der Berliner Lehrlinge gab an, bei Überstunden keinen Ausgleich zu bekommen. Mehr als 40 Prozent wurden manchmal bis häufig mit ausbildungsfremden Arbeiten betraut. Knapp ein Viertel beklagte, dass es im Betrieb entweder keinen Ausbilder gebe oder dieser nur selten oder nie etwas erkläre.

Der DGB kritisierte, dass die Wirtschaft zu wenige Ausbildungsplätze bereitstelle. Nur 13 500 der 30 000 Berliner Schulabgänger hätten im letzten Jahr eine betriebliche Stelle gefunden. Zinke nannte es unerträglich, dass die Arbeitgeber oftmals die Jugendlichen als zu „dumm und blöd“ für eine Lehre bezeichneten, um sich aus der Verantwortung zu ziehen. Diese Vorwürfe wiesen Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie Handwerkskammer zurück. Sie hielten daran fest, dass immer mehr Jugendliche schlechte Schulkenntnisse mitbringen und ein problematisches Sozialverhalten haben. Eleonore Bausch, zuständig bei der IHK für Ausbildung, hält zudem die Vorwürfe mangelnder Qualität für statistisch nicht belegt. Im Bereich der IHK gebe es bei 32 000 Ausbildungsverhältnissen jährlich lediglich 160 Verfahren vor der Schlichtungsstelle, die bei Streitfällen eingreift. Handwerkskammer-Geschäftsführer Ulrich Wiegand verwies darauf, dass einige hundert Ausbildungsplätze nicht besetzt werden konnten, weil Jugendliche nicht zu den vereinbarten Bewerbungsgesprächen kamen. sik

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