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Berlin-Fan. Als Bundesbauminister organisierte Klaus Töpfer Mitte der neunziger Jahre den Umzug des Parlaments und zahlreicher Ministerien vom Rhein an die Spree.

© dpa

Überzeugungstäter für Berlin: Töpfer soll Schloss-Bau vorantreiben

Der 72-jährige ehemalige Bundesumwelt- und -bauminister Klaus Töpfer soll als Kuratoriumsvorsitzender den Schloss-Bau vorantreiben – so wie einst den Hauptstadtumzug.

Von Sabine Beikler

Der Mann hat so viele Städte auf der Erde gesehen, dass er sehr genau weiß, was man städtebaulich, wirtschaftlich, verkehrsmäßig und nachhaltig im Blick behalten muss. Und er mag Berlin. „Ich bin und bleibe begeistert von Berlin und in Berlin“, sagte Klaus Töpfer einmal. Eignung, Neigung und Überzeugung: Diese Attribute zeichnen den heute 72-jährigen Bundesumwelt- und -bauminister a. D. aus, der wie berichtet am Mittwoch zum Vorsitzenden des Kuratoriums der Schloss-Stiftung gewählt wurde. „Gern bin ich dabei, dieses faszinierende Projekt weiter voranzubringen, auch im internationalen Bereich“, sagt Töpfer. Und er hat das Format, ein solches Projekt in Berlin voranzubringen. Das hat er vielfach in der Vergangenheit gezeigt.

Töpfer war es vor allem, der den Hauptstadtumzug aus der Sackgasse herausbrachte, in die das Projekt Mitte der neunziger Jahre zu geraten drohte. „Der Hauptstadtmacher“ wurde er damals genannt. Er, damals Bundesumweltminister, übergab 1994 sein Ressort der politisch noch relativ unbekannten Angela Merkel und übernahm das Bundesbauressort von Irmgard Schwaetzer. Die FDP-Politikerin torpedierte in ihrer Amtszeit den Regierungsumzug regelrecht: Sie wollte die Altbauten in der Mitte Berlins abreißen lassen und plante sogar eine Untertunnelung des Brandenburger Tors. Das politische Kalkül: Die Berliner sollten so aufgebracht werden, dass sie so genug von den „Bonner Spinnern“ gehabt und einen Umzug vehement abgelehnt hätten. Das heutige Berlin, die Hauptstadt, wäre nicht dort, wo sie ist, wenn es nicht einen von Berlin überzeugten Klaus Töpfer gegeben hätte. Er trieb den Bonn-Berlin-Umzug voran, ließ auch Pläne für die Nachnutzung der Bonner Regierungsgebäude sowie die Nutzung der Altbauten in Mitte für die Regierung erarbeiten.

Er war es auch, der als erster CDU-Bundespolitiker einen grünen Farbtupfer in seine Partei brachte. Er warb für Mülltrennung und er war der Überzeugung, dass Atomkraft nur eine Übergangslösung ist. Er mahnte zudem, die Kohlendioxidemissionen deutlich zu senken. Nach elf Jahren Bundespolitik aber wurde Töpfer 1998 verabschiedet. Der umtriebige Politiker, der 1988 mit einem Neoprenanzug den Rhein bei Mainz durchschwamm, um die gute Wasserqualität zu belegen, nahm das Angebot an, in Nairobi als Exekutivdirektor das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) zu leiten. Während seiner Amtszeit setzte er sich für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern beim Klimaschutz ein. Seine Arbeit war aber nicht nur international ausgerichtet. Auch in Deutschland schaltete sich Töpfer in Debatten ein und verteidigte zum Beispiel die rot-grüne Ökosteuer. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder berief ihn 2001 ihn einen Rat für nachhaltige Entwicklung.

Er erwarb sich mit seiner Mahnung an Klima- und Umweltschutz als ökonomische Notwendigkeit einen weltweit beachteten Ruf als „oberster Umweltschützer“ der Erde, als „Umweltbewegter im besten Sinne“, wie ihn sogar der Ex-Grüne Bundesumweltminister Jürgen Trittin einmal lobte. Und in diesem Jahr waren es ausgerechnet die Grünen, nicht die CDU, die Töpfer fragten, ob er die Nachfolge des zurückgetretenen Horst Köhler antreten wolle. Er lehnte ab, weil er seine Partei nicht desavouieren wollte.

In vielfacher Hinsicht buhlte die Politik um ihn, auch in einer Zeit, in der Töpfer in Afrika unterwegs war. Schon vor seinem freiwilligen Ausscheiden aus seiner UN-Tätigkeit 2005 wurde er als möglicher Nachfolger von Johannes Rau als Bundespräsident gehandelt. Nach seiner Rückkehr aus Kenia nach Berlin wäre die Hauptstadt-Union gerne mit Töpfer als ihrem Spitzenkandidaten in den Wahlkampf gezogen. Doch er sagte ab, „aus persönlichen Gründen“, wie er 2006 dem Tagesspiegel erzählte. Stattdessen zog es ihn nach Asien, wo er an der Elite-Universität Tongij einen Lehrstuhl für Nachhaltige Entwicklung übernahm. Und als Experte für Raum- und Landesplanung, das hat er in seinen Ministerjahren im Kabinett Kohl bewiesen, war er ein wichtiger Berater für die Weltausstellung 2010 in Schanghai mit dem Thema „Stadt der Zukunft“. Töpfer ist kein reiner Visionär, er ist jemand, der fantasievoll, aber auch durchsetzungsfähig ist.

Erst am Montag eröffnete der Bundesumweltminister a. D. als Gründungsdirektor in Potsdam das neue Institut für Nachhaltigkeitsforschung. Zwei Tage später dann der Kuratoriumsvorsitz der Schloss-Stiftung: Töpfer, der zuvor schon Kuratoriumsmitglied war, ist für die Stiftung ein Glücksgriff. Er wird nicht nur im Ausland für das Projekt werben. Klaus Töpfer wird sich auch mit aller Macht und Diplomatie dafür einsetzen, falls das Projekt Humboldt-Forum zu scheitern droht. Das weiß die Bundespolitik sehr genau.

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