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Berlin: Umwege am Grenzstreifen: Gleise und Gärten stören den Wanderweg

In wenigen Jahren wird es nicht mehr möglich sein, den Westteil der Stadt entlang der ehemaligen Mauer ohne Umwege zu umrunden. Im Süden der Stadt werden dann zwei Bahnlinien den Rad- und Wanderweg auf dem ehemaligen Grenzstreifen unterbrechen.

In wenigen Jahren wird es nicht mehr möglich sein, den Westteil der Stadt entlang der ehemaligen Mauer ohne Umwege zu umrunden. Im Süden der Stadt werden dann zwei Bahnlinien den Rad- und Wanderweg auf dem ehemaligen Grenzstreifen unterbrechen.

Den Antrag der Grünen, dort jeweils eine Unterführung zu bauen, hat der Verkehrsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses mit den Stimmen von CDU und SPD jetzt erneut abgelehnt. Für die Kosten will niemand aufkommen - der Senat nicht, die Bahn nicht und auch die angrenzenden Landkreise nicht.

An der Stadtgrenze gibt es auf West-Berliner Gebiet den asphaltierten ehemaligen Zollweg für die Westbeamten und die Alliierten. Im Ostteil und auf Brandenburger Gebiet ist es der frühere Kolonnenweg der Grenzer. Beide sind auch fast zwölf Jahre nach dem Fall der Mauer weitgehend erhalten. Nach dem Wiederaufbau der Bahnanlagen müssen Spaziergänger und Radfahrer, die auf dem ehemaligen Grenzstreifen unterwegs sind, vor den Bahnstrecken nun weite Umwege machen.

Kirschbäume gepflanzt

Auf der Anhalter Bahn an der Lichterfelder Stadtgrenze teilt die Bahn zudemdie nach der Wende mit Spenden aus Japan angelegte Kirschbaumallee auf dem früheren Grenzstreifen. Er lade mit seinen Rastplätzen zum Wandern geradezu ein, sagt der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Michael Cramer. Die Gleise können später nur am Bahnhof Lichterfelde Süd und an einer südlich befindlichen Unterführung auf Brandenburger Gebiet unterquert werden.

Am Bahnhof Lichterfelde Süd hat die Senatsverkehrsverwaltung zudem für Radler und Spaziergänger ein weiteres Hindernis eingebaut. Statt der vorgesehenen Rampe ließ man zum Westfalenring nur eine - billigere - Treppe anlegen.

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Ähnlich sieht es an der Dresdener Bahn an der Lichtenrader Stadtgrenze aus. Dort müssen die Nutzer des Weges auf dem ehemaligen Grenzstreifen seit dem Wiederaufbau des S-Bahngleises einen Umweg von fast tausend Metern zu einem damals weiter südlich angelegten beschrankten Übergang machen. Beim geplanten Wiederaufbau der Dresdener Bahn für den Fernverkehr ist ebenfalls keine Unterführung am Rad- und Wanderweg vorgesehen.

Teure Schutzanlagen

Weil viele Menschen aber erfahrungsgemäß den kürzesten Weg wählen, muss die Bahn die Gleisanlagen wahrscheinlich aufwendig sichern und einzäunen. Diese Schutzanlagen sind dann auch zu unterhalten. Das werde auf Dauer auch teuer sein, kritisiert Cramer.

In Eiskeller in Spandau, wo die ehemaligen Grenzwege gerade bei Skatern besonders beliebt sind, wurde, wie Cramer klagt, eine Kleingartenanlage so erweitert, dass der ehemalige Zollweg auf einem Abschnitt von 50 Metern unterbrochen wurde. Dabei wäre es hier ohne weiteres möglich gewesen, jeweils einen Verbindungsweg zum bestehenden Kolonnenweg zu schaffen. Daran sei von den Verantwortlichen aber nicht einmal gedacht worden, kritisiert der Grüne Cramer.

Für den Abgeordneten ist es, mehr als zehn Jahre nach dem Fall der Mauer, an der Zeit, den Rad- und Wanderweg entlang der 161 Kilometer langen Mauer planerisch zu sichern und auch auszuschildern, um ihn touristisch vermarkten zu können. Cramer ist überzeugt, dass der ehemalige Grenzstreifen so zu einer Attraktion für die Berliner wie auch die Besucher der Stadt werden könnte.

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