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Berlin: Unauffällige Rekruten des Dschihad

Berlins Verfassungsschutz fürchtet neuen Tätertyp

Es ist eine Art Faustregel der Verfassungsschützer: Etwa 3000 Islamisten gelten in Deutschland als potenzielle Terroristen, knapp 100 Moscheen und Gebetshäuser sind als radikal eingestuft. Doch die Namen der Attentäter, die in London Dutzende Menschen töteten, wären vermutlich auch hierzulande auf keiner einschlägigen Liste aufgetaucht. Denn offenbar hatte vorher nichts den Verdacht auf diese scheinbar normalen jungen Männer gelenkt, Söhne von Einwanderern, die Sport studierten oder Kricket spielten. Ein neuer Tätertyp? Und wie kommen die Fahnder den Unauffälligen in Berlin auf die Spur? „Für Analysen ist es noch zu früh“, sagt Claudia Schmid, Chefin des Landesamts für Verfassungsschutz. Sollte es sich aber bestätigen, dass es vorher keine Hinweise gegeben habe, stellt dieser neue Tätertyp die Ermittler vor ein Problem. „Das würde die Arbeit der Sicherheitsbehörden nicht gerade erleichtern.“ In der Vergangenheit sei es zwar mehrfach gelungen, Anschläge zu vereiteln. Man sei aber darauf angewiesen, dass die potenziellen Täter in der Planungsphase zumindest mit „Personen, die bekannt sind“, in Kontakt träten.

Es heißt, die Londoner Attentäter seien vor einigen Monaten nach Afghanistan und Pakistan gereist, um sich zu DschihadKämpfern ausbilden zu lassen. Islamisten mit „Auslandserfahrung“ gelten als besonders gefährlich, weil sie in den militanten Milieus besonderes Ansehen genießen, junge Leute ansprechen und für den Dschihad begeistern können. Bei konkretem Verdacht haben die Behörden seit November die Möglichkeit, die Passagierlisten der Fluggesellschaften zu überprüfen. Allerdings muss in jedem Einzelfall eine parlamentarische Kommission zustimmen. Wie oft die Berliner Ermittler davon Gebrauch gemacht haben, bleibt offen. Auch die Frage, wie viele Islamisten in Berlin im Verdacht stehen, junge Männer zu rekrutieren, beantwortet Claudia Schmid nur knapp: Kein Kommentar. kf

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