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Touristen stehen im Regierungsviertel in Berlin vor Kreuzen zum Gedenken an Maueropfer. Der Bau der Berliner Mauer jährt sich am Freitag zum 49. Mal.

© ddp

Unrechtsstaat DDR: Mauermuseum: 46 Tote mehr durch DDR-Regime

Nach Recherchen des Mauermuseums am Checkpoint Charlie hat sich die Zahl der durch das DDR-Grenzregime verursachten Todesfälle weiter erhöht. Experten bezweifeln die Daten.

Die Zahl der durch das DDR-Grenzregime verursachten Todesfälle hat sich nach Recherchen des Mauermuseums am Checkpoint Charlie weiter erhöht. Im Vergleich zum Vorjahresstand seien 46 Todesfälle hinzugekommen, sagte die Leiterin des Mauermuseums, Alexandra Hildebrandt, am Mittwoch in Berlin. Insgesamt ergebe sich bis heute nun eine vorläufige Zahl von 1393 Todesopfern, fügte Hildebrandt hinzu.

Die Untersuchungen seien bei weitem noch nicht abgeschlossen, da einige Archive noch gar nicht zugänglich seien. „Wir vermuten leider noch weitere Opfer“, sagte Hildebrandt. Das Mauermuseum gibt anlässlich des Jahrestages des Mauerbaus vom 13. August 1961 regelmäßig neue Zahlen bekannt.

Experten haben die Daten des Mauermuseums wiederholt bezweifelt. Wegen unterschiedlicher Definitionen und Erhebungsmethoden wird über die Zahl der durch das DDR-Grenzregime verursachten Todesfälle seit Jahren gestritten. So kann der Direktor der Gedenkstätte Berliner Mauer, Axel Klausmeier, „weder die Zahlen noch die Erhebungsmethode“ des Mauermuseums nachvollziehen. Hildebrandt habe bisher nicht plausibel belegen können, welche Kriterien sie bei der Ermittlung ihrer Daten zugrunde lege, sagte Klausmeier.

Die Gedenkstätte Berliner Mauer hat in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem Zentrum für zeithistorische Forschung in Potsdam 136 Tote an der Berliner Mauer im Zeitraum von 1961 bis 1989 ermittelt. Dabei sei sehr um die wissenschaftliche Definition eines „Mauertoten“ gerungen worden, sagte Klausmeier. Die Zahl der insgesamt an der innerdeutschen Grenze zu beklagenden Todesopfer sei nach Schätzungen wesentlich höher. „Aber hiefür fehlt bisher jegliche wissenschaftliche Grundlage“, sagte Klausmeier. Zurzeit gebe es ein weiteres Forschungsprojekt zur Zahl der durch das DDR-Grenzregime verursachten Todesopfer in Berlin vor 1961.

Das Mauermuseum erhalte immer wieder Anfragen bezüglich widersprüchlicher Opferzahlen, die in verschiedenen Medien genannt würden, sagte Hildebrandt. „Hier handelt es sich jedoch nur um einen scheinbaren Widerspruch.“ Im Gegensatz zu anderen Einrichtungen erfasse das Mauermuseum alle Todesopfer, die bei einem Fluchtversuch oder durch ein anderes Verschulden des DDR-Grenzregimes umgekommen seien. Die Todesursachen reichten von Mord und Totschlag über Hinrichtungen bis hin zu Unfällen wie Ertrinken oder Abstürzen und Selbstmord.

So beinhalte die Statistik des Mauermuseums nicht nur die Zahl getöteter Flüchtlinge, sondern auch die „überraschend hohe Selbstmordrate“ bei Grenzsoldaten, sagte Hildebrandt. Insgesamt enthalte die Liste des Mauermuseums Angaben zu Todesopfern, die sowohl ab als auch vor dem Bau der Berliner Mauer zu beklagen seien. Die DDR habe bereits im Mai 1952 die innerdeutsche Grenze abgeriegelt. Menschen seien auch vor dem Mauerbau an der Sektorengrenze zur Sowjetischen Besatzungszone erschossen worden, sagte Hildebrandt.

In Zukunft werde das Mauermuseum nach Opfern im westlichen Grenzgebiet Rumäniens recherchieren, sagte Hildebrandt. Bisher seien in dieser Region keine Fälle bekannt, obwohl es viele Fluchten von Rumänien und Bulgarien aus in das damalige Jugoslawien gab. (ddp)

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