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Freiheitsrausch. Schwarz-Rot-Gold beim Hambacher Fest 1832.

©  Mauritius Images

#Unteilbar in Berlin: Schwarz-Rot-Gold: Die Farben der Freiheit

Auf der #Unteilbar-Demo waren Deutschlandfahnen unerwünscht. Dabei stehen die Nationalfarben für Einheit und Freiheitskampf.

Von Fatina Keilani

Die Jacken schwarz, die Samtaufschläge rot und dazu golden leuchtende Knöpfe: Die Uniformen der Freiheitskämpfer des frühen 19. Jahrhunderts waren es, denen Deutschland seine Nationalfarben verdankt. Als erstes kämpfte das Lützowsche Freikorps in diesen Farben gegen Napoleon. 1832 tauchten sie in den Fahnen beim Hambacher Fest auf, als gegen die Repression durch die deutschen Fürsten und für einen Nationalstaat demonstriert wurde. Nach der Märzrevolution 1848 erklärte die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche Schwarz-Rot-Gold offiziell zu den Farben des erhofften neuen Staates. Aber auch nach 1848 blieb dieses bessere Land von Schwarz, Rot, Gold noch für viele Jahrzehnte nur ein Traum der Dichter und Denker.

Als die NSDAP 1933 die freiheitliche Ordnung der Weimarer Republik liquidierte, zögerte sie nicht, Schwarz, Rot, Gold zu verbannen und mit den in Hakenkreuzform gebrachten Farben des reaktionären Preußens zu ersetzen. Und als die Gründer der Bundesrepublik sich vor fast 70 Jahren unter amerikanischer Ägide trafen, um dem Land eine neue Verfassung zu geben, zögerten sie ihrerseits keinen Moment, die Farben des Traums vom besseren Deutschland zu den Farben des neuen Staates zu machen.

Wo ist die Unteilbarkeit, wenn Teilnehmer mit Flagge nicht mitdürfen?

Die #Unteilbar-Demo am vergangenen Sonnabend war ein Riesenerfolg für die Initiatoren, 242.000 Menschen zogen in großteils bester Stimmung durch die Innenstadt. In den Tagen darauf verschob sich das Bild allerdings ein wenig. Dass Deutschlandflaggen „unerwünscht“ waren, hat viele Menschen aufgebracht – wo ist denn da die Unteilbarkeit, wenn Demonstrationsteilnehmer mit Flagge nicht dabei sein sollen? So fragten viele.

Zudem konnte ein Redner auf einem der Wagen ungestört das „Palästina von 48“ fordern, was vielleicht keine direkte Forderung nach Vernichtung Israels ist, aber doch so interpretiert werden könnte. Zu diesem Vorgang nahmen die Organisatoren der Demo am selben Tage Stellung: „Wir stellen klar, dass diese Redebeiträge nicht auf einem der offiziellen Lautsprecherwagen oder Bühnen des #Unteilbar-Bündnisses gehalten wurden. Dieser Beitrag verlässt eindeutig den gemeinsamen Boden unseres Konsenses und wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit davon“, teilten sie am Abend mit.

Wer ist eigentlich diese Zivilgesellschaft?

Zur Flaggenfrage jedoch wollten sie sich nicht weiter erklären als bereits geschehen. Dass die Flagge „unglaublich von rechts konnotiert ist“, man nicht für Nationalismus stehen wolle, sondern für soziale Themen, sagte Mitinitiatorin Theresa Hartmann im Interview, und an anderer Stelle, dass die Demo ein Appell an die Zivilgesellschaft sein sollte.

„Ja, und das ist die Fahne dieser Zivilgesellschaft“, kommentierten so oder ähnlich viele unserer Leser auf der Tagesspiegel-Internetseite. Man sollte diese Fahne gerade nicht den Rechten und Pegida überlassen. Demoteilnehmer Benedikt Brunner beschreibt auf Facebook, was er erlebte, als er mit einem Freund an der Demonstration teilnahm: „Ich wurde als ,rassistisches Arschloch‘ beschimpft, weil ich an der #unteilbar-Demo teilgenommen habe, um für eine weltoffene Gesellschaft und für das Recht auf Asyl und gegen Hass und Rassismus zu demonstrieren – und weil ich das mit einer schwarz-rot-goldenen und einer Europafahne getan habe, die ich miteinander an dieselbe Fahnenstange gebunden hatte, um zu zeigen, dass diese Farben nicht der AfD, Pegida und Co. gehören, sondern uns allen.“

Die Macher der #Unteilbar-Demo teilten am Dienstag auf Anfrage mit, sie hätten auf der Demonstration keine Auseinandersetzungen um die Europaflagge wahrgenommen und seien für Europa: "Für ein Europa, das sich nicht abschottet, sondern Geflüchtete willkommen heißt."

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