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Berlin: Unter Erfolgsdruck

Förderverein Berliner Schloss muss Geld sammeln Die erhoffte Humboldt-Box soll dabei helfen

So sehr sich Wilhelm von Boddien vom Förderverein Berliner Schloss über die zugesagten Bundesmittel für den Schlossaufbau freut, so lastet der millionenschwere „Spendendruck“ auf ihm. Der Haushaltsausschuss des Bundestages, der gerade eine Kostenobergrenze von 552 Millionen Euro setzte, erwartet vom Verein ausdrücklich ein „verbindlich zu erbringendes Spendenaufkommen“ von 80 Millionen Euro, wie vom Verein seit Jahren zugesagt, um die historischen Fassaden des Schlosses zu rekonstruieren. Baubeginn des Schlosses, dem Humboldt-Forum, soll 2010 sein, bislang sind aber „nur“ Spenden in Höhe von 7,1 Millionen Euro geflossen, für weitere 7,6 Millionen Euro meldet der Verein „verbindliche Zusagen“.

Der Geschäftsführer des Fördervereins spricht von einer „druckerzeugenden Formulierung“, die aber den Absprachen mit dem Bund entspreche und im Sinne des Vereins sei. Er fände es „verheerend“, sollte sich der Eindruck breit machen, der Staat werde bei fehlenden Spenden die historischen Fassaden selbst finanzieren. „Dann hätten wir wenig Chancen, den Leuten ins Portemonnaie zu greifen.“ Der Bundestag habe den Schlossaufbau mit historischen Fassaden beschlossen und zur Kenntnis genommen, dass eine Organisation – der Förderverein – für diese Fassaden das nötige Geld sammeln wolle. Wenn er aufgebe, so Wilhelm von Boddien, müsste der Staat zwar einspringen, „aber wir werden nicht aufgeben“. Übrigens sei auch der Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche 1994 angesichts „karger Spenden“ schon infrage gestellt worden.

Mit den jetzt zugesagten Mitteln für den Neubau sei die politische Arbeit getan, sagt Wilhelm von Boddin, nun beginne die Kärrnerarbeit. Es müsse gelingen, auch Kritiker des Schlossaufbaus zu überzeugen, das Projekt besser öffentlich zu präsentieren, wie es Christo beispielsweise mit dem Reichstag geschafft habe. Von Boddien kann sich ein Motto „Vom Kaiserschloss zum Bürgerschloss“ vorstellen. Der Verein müsste auch starke Medienpartnerschaften finden, die Lufthansa etwa berichte in ihrer Bordzeitschrift ständig über das Projekt und veröffentliche die Spendenkonten. Besonders wichtig sei, im nächsten Jahr die „Humboldt-Box“ als Informationszentrum auf den Schlossplatz zu stellen. Darüber werde er am 3. Dezember mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sprechen. Die Box könnte jährlich eine halbe Million Besucher anlocken. Eine neuere Umfrage habe eine „enorme Spendenbereitschaft“ in Berlin ergeben. Ferner arbeite man an Kampagnen, wolle auf Benefizveranstaltungen, in Fernsehsendungen für das Schloss werben. Der Verein hofft, in Kürze das „Spendensiegel“ zu erhalten, eine Art Spenden-TÜV für die Gemeinnützigkeit. Das werde endlich die Seriosität unterstreichen, heißt es. Auch bemühe man sich, eine große Bildhauerwerkstatt für die Serienproduktion von Fassadenteilen zu mieten.

Im Humboldt-Forum sollen die außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Sammlungen der Humboldt-Universität gezeigt werden. Auch die Landesbibliothek wird Räume erhalten.Christian van Lessen

Christian van Lessen

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