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Urlaub ohne Vierbeiner: Tierpension statt Tierheim

Ab in den Süden – doch wohin mit Hund und Katze? Wie jedes Jahr leidet das Berliner Tierheim an Überfüllung, wenn zur Ferienzeit Tiere ausgesetzt werden. Tierpensionen und Tiersitter in Berlin bieten Alternativen.

Hedwig will nicht mehr nach Hause. Nach nur einer Woche Urlaub denkt sie gar nicht daran, ihre Pension zu verlassen. Frauchen Simona Klopfer und ihre Tochter Luisa rufen sie, doch Hedwig hat sich längst unter einem Regal in der Ecke der Küche versteckt. "Sonst kommt sie immer gleich angerannt“, versichert Simona Klopfer. Sie hat ihre Katze schon vier Mal in die Pension gebracht – immer dann, wenn die Familie in den Urlaub fährt. Diesmal muss Frauchen eine ganze Weile gut zureden, bis Katze Hedwig sich an sie schmiegt und Frau Klopfer sie in den Transportkorb packen kann.

Hedwig war Gast in der Tierpension Kuschel in Reinickendorf. Monika Mauer, Katzenmama auf Zeit, hat derzeit 26 Samtpfoten auf 200 Quadratmetern. Das komplette Erdgeschoss ihres Hauses ist ein Reich zum Klettern, Verstecken und Schlafen. In einem weiteren Raum pflegen sie und ihr Mann Richard Mauer 20 Meerschweinchen, zwei Zwerghamster, zwei Ratten und 25 Kaninchen. „Wir können keine Gäste mehr aufnehmen. Hier passt kein Mauseschwanz mehr rein“, erzählt Frau Mauer. Während Berliner Urlaub machen, hat sie Hochsaison. „Im Sommer sind wir von Juni bis September schon Wochen vorher ausgebucht.“ Manche Gäste bleiben ein verlängertes Wochenende, andere mehrere Wochen. Acht Euro kostet das pro Katze und Tag mit Futter, 4,50 Euro für Kleintiere.

Doch nicht nur sie hat ein volles Haus. Das Berliner Tierheim ist – wie jedes Jahr zur Ferienzeit – überfüllt. „Wir haben derzeit 700 Katzen, 500 Hunde und 170 Kleintiere“, sagt Sprecherin Evamarie König. Die Besitzer planen ihren Sommerurlaub – nur leider oft ohne das Tier. Wenn es lästig wird und die Ferienpläne durchkreuzt, schieben sie es ins Tierheim ab oder setzen es aus.

Nimmst du mein Tier, nehm' ich dein Tier

Das Tier vorübergehend bei einem Tiersitter oder in einer Pension unterzubringen, hält Evamarie König für die bessere Lösung. Sie rät, sich diese vorher gut anzuschauen. Zwar muss eine Tierpension durch einen Tierarzt vom Veterinäramt genehmigt werden. Dennoch: „Es gibt auch schwarze Schafe, die mit der Tierbetreuung schnell Geld verdienen möchten“, warnt König. Die Besitzer sollten vorher schauen: Wie ist der Zustand der Pension? Wie sehen die Tiere aus? Bei Monika Mauer schnurrt die rot-getigerte Katze Samira. Während sich die meisten ihrer Kollegen auf einen der zahlreichen Katzenbäume geschwungen haben und von hoch oben die Lage überblicken, fordert sie das ein, was der Pensionsnamen verspricht: Kuscheleinheiten. Doch schmusen ist nur eine der Aufgaben der Mauers. Katzenklos ausleeren, saugen, desinfizieren und füttern gehören dazu. Manchmal auch schlichten. „Die Katzen kommen sehr gut miteinander aus, selbst wenn sie zuhause keine Katzengesellschaft gewohnt sind“, sagt Frau Mauer. „Doch es sind Raubtiere und da wird auch mal kurz gefaucht.“ Unfälle gab es bisher aber keine. „Wer sich nicht benimmt, bekommt ein Einzelzimmer.“

Das ist bei der Tierbetreuung Berlin nicht nötig. Susanne Leydecker und Juliane Grünwaldt betreuen die Daheimgebliebenen Miezen in deren Zuhause. Mimi und Mio leben in einer Dachgeschosswohnung im Prenzlauer Berg. Ihre Besitzer verreisen regelmäßig, diesmal sind sie zwei Wochen unterwegs. Wenn Susanne Leydecker die Stufen bis unters Dach erklommen hat, erwarten sie vor der Tür eine schwarze und eine getigerte Katze. Sie schnurren, tänzeln um Leydeckers Beine und springen aufs Küchenbüffet, als die Tiersitterin die Futterdose öffnet. Leydecker greift noch kurz zum Staubsauger, um das Katzenstreu, das die beiden im Badezimmer verstreut haben, aufzusaugen. „Etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde bin ich jeweils bei den Katzen“, sagt sie. Dann zieht sie weiter.

Wer für diese Art von Betreuung kein Geld hat, aber dennoch in den Urlaub fährt, kann sein Tier auch kostenlos durch einen Tiersitter betreuen lassen. „Nimmst du mein Tier, nehme ich dein Tier“, heißt die Aktion vom Deutschen Tierschutzbund. Über Datenbanken lokaler Tierschutzvereine – in Berlin ist es das Tierheim – lassen sich Tierfreuende finden, die gegenseitig ihre Vierbeiner betreuen.

Bei der Tierbetreuung Berlin zahlen Besitzer zwischen acht und zwölf Euro am Tag. Acht Katzen- und einen Kaninchenhaushalt betreuen Leydecker und ihre Kollegin momentan. „Mehr würden wir auch gar nicht schaffen.“ Denn die beiden kümmern sich zusätzlich auch noch um mehrere Hunde: Nicht die von Berufstätigen, die ihre Tiere tagsüber abliefern, sondern während der Ferienzeit auch die Hunde von Urlaubern.

Nico, ein großer schwarzer Mischlingsrüde, bleibt eineinhalb Wochen bei Leydecker. „Tagsüber ist er hier mit den anderen auf dem Platz, abends nehme ich ihn mit zu mir nach Hause“, sagt sie. Auf einem kleinen Gelände, das die Betreuerinnen in Weißensee angemietet haben, tollen die Tiere, zerren an Spielzeugen, hüpfen ins Wasserbecken und holen sich ab und an ein Leckerchen ab. Abwechselnd in kleinen Gruppen fahren die Betreuerinnen mit dem Auto in ein Hundeauslaufgebiet.

Hundebetreuung hält Evamarie König vom Tierheim Berlin aber nur für die zweitbeste Lösung: „Die beste ist immer, sich einen Urlaubsort auszusuchen, in den man seinen Hund mitnehmen kann.“

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