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Hier hat alles begonnen. Das Stellwerk befindet sich zwischen Friedhof Grunewald und der Stadtautobahn.

© dapd

Ursachenforschung: Verpuffung in Halensee

Auslöser für das S-Bahn-Chaos am Donnerstag waren offenbar Wartungsarbeiten. Auch bei der U-Bahn lag das gesamte Netz schon einmal lahm.

Ausgerechnet beim Überprüfen der Notstromversorgung des elektronischen Stellwerks in Halensee war es zum Stromausfall gekommen. Beim Umschalten auf ein anderes System sei ein Bauteil ausgefallen, teilte die Bahn am Abend mit. Warum das Reservesystem versagt habe, werde nun untersucht. Das Umschalten sei Teil einer regelmäßigen Kontrolle, die alle zwei Monate routinemäßig erfolge. Bisher habe es dabei keine Probleme gegeben, hieß es bei der S-Bahn.

Das zweite System war nach Tagesspiegel-Informationen auch am Donnerstag zunächst problemlos angelaufen, bis es zu einer Art Verpuffung kam, die die integrierte Batterie, die Stromschwankungen ausgleichen soll, zerstörte. Ein Wechselrichter fiel aus, dadurch war der Stromfluss unterbrochen, was sich aufs gesamte System auswirkte. Denn in elektronischen Stellwerken ist das Schalten von Weichen und Signalen sowie das Überwachen der fahrenden Züge zentralisiert. Für die S-Bahn gibt es die Bedienanlage in Halensee, die örtlichen elektronisch gesteuerten Stellwerke sind personalfrei. Durch die Zentralisierung muss die Bahn weniger Personal einsetzen.

Um das andere System wieder hochfahren zu können, wurden alle verfügbaren Mitarbeiter mobilisiert. Auch Techniker von Hersteller Siemens kamen helfend in die Zentrale. Wie in solchen Fällen üblich, wurden Mitarbeiter auch per Taxi zu den örtlichen Stellwerken geschickt, in denen es jeweils Bedienplätze gibt, die aber in der Regel im Normalbetrieb unbesetzt sind. So war es möglich, von dort wieder Signale und Weichen zu stellen, bis am Nachmittag auch wieder die Zentrale funktionsfähig war. Der Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, Hans-Werner Franz, fordert jetzt, dafür mehr Personal vorzuhalten.

Auf Monitoren sehen die Fahrdienstleiter in der Zentrale, wo sich die Züge jeweils befinden; Gleissymbole werden entsprechend ausgeleuchtet. Da auch diese Anlage ausgefallen war, hatte man keinen Überblick mehr, wie die Züge im Netz verteilt waren. Weil auch der sogenannte Bündelfunk, mit dem der Kontakt zu den Fahrern erfolgt, nicht funktionierte, mussten sich die Mitarbeiter in der Zentrale per Handy mit den Fahrern verständigen. Wo es möglich war, wurden die Züge an die Bahnsteige geschickt, damit Fahrgäste dort aussteigen konnten.

Bei der S-Bahn ist der größte Teil des Netzes bereits auf die elektronische Stellwerkstechnik umgerüstet. Derzeit wird die Umstellung auf dem Ostring vorbereitet, wo der Verkehr deshalb im April planmäßig unterbrochen werden muss, um die Arbeiten abschließen zu können.

Zudem erhält die S-Bahn ein neues elektronisch gesteuertes Signalsystem, das die mechanischen Anlagen aus der Anfangszeit des elektrischen Betriebs ablöst. Als erste Strecke ist ein Abschnitt im Bereich Waidmannslust damit ausgerüstet worden. Diese Umstellung soll bis 2017 abgeschlossen sein.

Vorreiter bei den elektronischen Stellwerken war die BVG, die deutschlandweit die erste Anlage 1982 im U-Bahnhof Uhlandstraße installiert hatte. Auch die BVG steuert ihre Anlagen zentral. Ein Computerfehler hatte im November 2010 deshalb ebenfalls fast das gesamte Netz der U-Bahn vorübergehend lahmgelegt.

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