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Berlin: Usbeke radelte 6500 Kilometer für ein Autogramm von Kahn

Schon Anfang März haben Akram Marufshonow und sein Freund Musadshon Chornidow ihre Sachen gepackt und sind per Fahrrad nach Deutschland zur Weltmeisterschaft aufgebrochen. Die beiden 58-jährigen Männer stammen aus der Nähe der usbekischen Hauptstadt Taschkent und sind über Kasachstan, Russland, Weißrussland und Polen nach Deutschland geradelt.

Schon Anfang März haben Akram Marufshonow und sein Freund Musadshon Chornidow ihre Sachen gepackt und sind per Fahrrad nach Deutschland zur Weltmeisterschaft aufgebrochen. Die beiden 58-jährigen Männer stammen aus der Nähe der usbekischen Hauptstadt Taschkent und sind über Kasachstan, Russland, Weißrussland und Polen nach Deutschland geradelt. Gesamtlänge der Strecke: 6500 Kilometer.

Sie mussten einiges in Kauf nehmen, um Zaungast der Weltmeisterschaft zu sein. In Kasachstan, so erzählen sie, wurden sie von der Polizei überfallen und ausgeraubt. Das ganze Bargeld und die Schlafsäcke hat man ihnen einfach so abgenommen. Fortan schlugen sie sich mit Gelegenheitsjobs bis an die deutsch-polnische Grenze durch. So haben sie auf Baustellen gearbeitet, Schuhe geputzt und in der Landwirtschaft geholfen.

Eis und Schnee haben sie mit ihren 28iger Damenrädern genauso gut gemeistert wie glühende Hitze. „Nur einmal wollte ich in meinem Leben bei einer Fußball-WM dabei sein und ein Autogramm von Oliver Kahn für meinen Enkel erhaschen“, sagte Akram Marufshonow.

Sehr bescheiden und genügsam wirkte der Usbeke, der ausgerechnet am Zielort Berlin seinen Weggefährten aus den Augen verlor. In der Bundestagsarena traf er zufällig auf die Ukrainerin Alla Nedyalkova. Sie konnte ihm auf russisch ein paar Dinge erklären und wird ihm sicher auch bei der Suche nach seinem Freund Musadshon helfen.

Ob es ihm in den nächsten Tagen gelingen wird, die ersehnte Unterschrift von Oliver Kahn zu bekommen, weiß Akram Marufshonow noch nicht. Aber trotzdem habe sich die Reise schon jetzt gelohnt, versichert er. Und weil es ihm in Berlin so gut gefällt, hat er am Freitagabend noch einen Dankesbrief an Angela Merkel verfasst und ihn am Bundeskanzleramt abgegeben. In dem Brief bedankt er sich für die großartige WM in Deutschland, obwohl er nur ein paar Blicke über den Zaun auf das Olympiastadion erhaschen kann, denn 180 Euro für ein Ticket hat er nicht. Seine Frau bekommt nur ganze 17 Euro im Monat Rente, erzählt Akram. Er als Tischler würde auch nicht viel mehr verdienen.

Am Freitagabend wurde für Akram noch ein kleiner Traum war. Er konnte sich das Spiel Polen gegen Ekuador in der Adidas-Arena vor dem Reichstag ansehen. Ordner winkten Akram mit seinem Damenrad durch, so dass er einen kleinen Eindruck von Stadionluft bekommen hat. Mit großen Augen sagt der Usbeke: „Die Deutschen sind so nett zu mir. Ich kann nur Dankeschön sagen“.

Bis zum WM-Finale möchte Akram noch bleiben. Und dann mit seinem hoffentlich wiedergefundenen Freund Musadshon wieder mit dem Fahrrad zurück in die Heimat fahren.

George Russew

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