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Berlin: Verheizte Millionen

Die Schwimmhalle an der Finckensteinallee ist groß. Ein Bad der Superlative – auch, was die Kosten angeht

Es ist ein Bad der Superlative: das Becken zwischen zweizwanzig und knapp fünf Meter tief, 50 Meter lang und 25 Meter breit, ein Sprungturm mit Ein-, Drei-, Fünf- und Zehn-Meter-Brettern. Lange Zeit war das Schwimmbad an der Finckensteinallee in Lichterfelde, ab 1936 gebaut und zwei Jahre später eröffnet, die größte Schwimmhalle Europas. Jetzt ist es vor allem ein Bad, das dringend saniert werden muss.

Die Dampfheizung, die wie die Halle aus den dreißiger Jahren stammt, ist nicht zu regulieren. „Da kann man nur Vollgas geben, oder sie abschalten“, sagt Gerhard Berger, leitender Schwimmmeister in der Halle. Als „insgesamt schlecht, aber nicht hoffnungslos“ bezeichnet der Maschinenmeister Jürgen Budde die Situation der technischen Anlage. Die meisten Teile stammen noch aus den dreißiger Jahren, sind zuverlässig und funktionieren bis heute – zum Beispiel die Lüftung, hergestellt von der Firma Junkers. Den modernen Energie sparenden Standards entsprechen sie jedoch nicht. Wärmerückgewinnung? Fehlanzeige.

Die Schwimmhalle an der Finckensteinallee zählt unter den 64 Bädern in Regie der Berliner Bäder Betriebe zu jenen mit dem höchsten Sanierungsbedarf. 1,7 Millionen Euro müssten investiert werden, um allein die Halle wieder herzurichten und vor allem die Betriebskosten zu senken. Denn die sind in dieser Halle enorm.

Stichwort Wasseraufbereitung: Weil das Becken so riesig, aber auch viel tiefer ist als gewöhnlich, passen gut 5000 Kubikmeter Wasser (etwa fünf Millionen Liter) hinein. Das Wasser muss umgewälzt, aufbereitet und mit Chlor versetzt werden. „Wir würden eine Menge Geld sparen, wenn wir 2000 Kubikmeter weniger Wasser einlassen müssten“, sagt Schwimmmeister Berger. Das wäre durchaus möglich, ohne das Becken zu verkleinern – einfach, indem ein neues Edelstahlbecken eingebaut wird, das nicht mehr so tief ist. Zweite Möglichkeit der Kostensenkung: eine moderne Heizung mit Thermostaten und eine Wärmerückgewinnung, die die warme Luft vom Dach der enorm hohen Halle zurückpumpt in die Heizungsanlage. Derzeit geht sie weitgehend ungenutzt verloren.

Das Geld für die Sanierung haben die Bäderbetriebe nicht. Eine Schließung der Halle, die ausschließlich von Schulen und Vereinen genutzt wird, kommt aber auch nicht in Frage, dafür gibt es nach der Schließung der Stadtbäder Steglitz und Zehlendorf zu wenig Hallen im Berliner Südwesten.

Bleibt also nur die Sanierung. Viel Zeit ist nicht mehr.

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