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© dpa

Flughafen Berlin-Tempelhof: Tempelhof soll "Zentrum der Keativwirtschaft" werden

Was wird nun aus dem Flughafen Tempelhof? Der Regierende Bürgermeister Wowereit ist froh, wenn die Debatte beendet ist und duldet nach dem gescheiterten Volksentscheid erst recht keinen Widerspruch mehr. Oppositionsführer Pflüger gibt derweil nicht auf - und redet sich den Sieg herbei. Am Ende könnte die Filmbranche als Gewinner dastehen.

Renate Künast fasste am Morgen nach der Schlacht die Lage zusammen. "Niederlage für Pflüger, blaues Auge für Wowereit", so beschrieb die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion das Ergebnis des Volksentscheids zum Berliner Flughafen Tempelhof. Auf der einen Seite versuchte der Berliner CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger, seine Niederlage zumindest verbal in einen kleinen Sieg zu verwandeln.

Auf der anderen Seite der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der seinen "Respekt" gegenüber den Tempelhof-Unterstützern ausdrückte: "Ich nehme das sehr ernst." Ungewohnt zurückhaltend warb Wowereit um "Verständnis" für das in einem halben Jahr anstehende Ende des Flughafens, der vielen Berlinern als Schauplatz der Luftbrücke 1948/1949 am Herzen liegt. Der traditionsreiche Berliner Flughafen Tempelhof soll nach dem Scheitern des Volksentscheids in sechs Monaten geschlossen werden. Wowereit rief dazu auf, das Ergebnis vom Sonntag zu akzeptieren. Wer davon rede, dass die Mehrheit der Berliner für die Offenhaltung gestimmt habe, verdrehe "unleugbare Tatsachen", sagte Wowereit. Er bekräftigte, der Flugbetrieb werde wie geplant Ende Oktober beendet.

Tempelhof soll Zentrum der Kreativwirtschaft werden

Nach den Plänen des rot-roten Senats soll auf dem 400 Hektar großen Flughafenfeld ein "Zentrum der Kreativwirtschaft" mit einem Park und 5000 Wohnungen entstehen. Die Studio Babelsberg AG will den Ort zu einem "hochkarätigen Filmstandort" ausbauen. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Carl Woebcken, sagte den "Potsdamer Neuesten Nachrichten", Tempelhof solle der dritte Filmstandort in der Region neben Potsdam-Babelsberg und Berlin-Adlershof werden.

Herablassende Art Wowereits verschreckte viele Wähler

Ganz unbeschädigt überstand aber auch Wowereit die monatelange Meinungsschlacht nicht, bei der sich selbst die Kanzlerin für Tempelhof engagierte. Sein politisches Gespür täuschte ihn nicht, als er in den vergangenen Monaten einen Erfolg des Volksentscheids mit mehr als 600.000 Ja-Stimmen für unwahrscheinlich hielt. Dass aber knapp 22 Prozent der wahlberechtigten Berliner und rund 60 Prozent der Menschen, die sich beteiligten, für Tempelhof stimmten, lag auch an Wowereits herablassender Art gegenüber der Bürgerbeteiligung, die viele Menschen verschreckte.

CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger wertete das Ergebnis des Volksentscheids hingegen als Erfolg. Der Oppositionsführer sprach noch am Sonntagabend von einem "dollen Sieg". So stark hatte Pflüger sich in den letzten Tagen engagiert, dass es selbst der Tempelhof-Initiative Icat etwas unheimlich wurde. Es sei "bedauerlich", dass die Debatte so parteipolitische Züge angenommen habe.  Das habe vom Thema "abgelenkt", formulierte es der Icat-Vorsitzende Andreas Peter diplomatisch. Die große Schwäche der Berliner CDU offenbarte sich durch die Abstimmung erneut. Im Ostteil der Stadt spielt die Partei kaum eine Rolle.

Pflüger gibt nicht auf

Pflüger forderte Wowereit in einer Mitteilung auf, er solle das "Signal von über 530.000 Stimmen ernst nehmen und einen Kompromiss suchen". Der Flughafen müsse bis zur Eröffnung von BBI 2011 offen gehalten werden. Auch die Tempelhof-Initiative Icat forderte, den Flughafen zumindest bis 2012 zu nutzen. Der Icat-Vorsitzende Andreas Peter räumte ein, dass besonders im Ostteil Berlins die Unterstützung gefehlt habe. Zugleich betonte er: "Ich würde nicht von Sieg oder Niederlage sprechen, sondern fast von einem politischen Patt." 

Eine erste Zurechtweisung kam am Tag nach der Abstimmung vom CDU-Landesvorsitzenden Ingo Schmitt. Zur Demokratie gehöre auch, das Ergebnis zu akzeptieren, mahnte er indirekt den eigenen Fraktionsvorsitzenden. Weitere kritische Andeutungen folgten. Lange werde es jetzt wohl nicht dauern, sagte ein langjähriger CDU-Politiker, bis an Pflügers Stuhl gerüttelt werde. (saw/dpa)

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