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Update

Kritik vom VBB: Jede vierte S-Bahn kommt zu spät

Der Verkehrsverbund VBB stellt dem Konzern ein schlechtes Zeugnis aus. „Ein Ende der S-Bahn-Krise ist weiterhin nicht in Sicht“, sagt VBB-Chef Hans-Werner Franz. Lob gibt es dagegen für die BVG.

Bei der S-Bahn sind am Donnerstag erneut Fahrten ausgefallen, weil für ein Stellwerk kein Personal aufzutreiben war. In den frühen Morgenstunden mussten Fahrgäste deshalb auf der S 2 im Süden Berlins mit Bussen vorlieb nehmen. Weil weiter Fahrten wegen nicht einsatzfähiger Fahrzeuge ausfallen, schnitt die S-Bahn in der gestern veröffentlichten Qualitätsbilanz des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) schlecht ab, während die Leistungen im Regionalverkehr sowie bei der BVG bis auf wenige Ausnahmen gelobt werden.

Das Stellwerk in Mahlow habe vorübergehend nicht besetzt werden können, weil ein Fahrdienstleiter kurzfristig erkrankt war, begründete ein S-Bahnsprecher das Streichen der Fahrten im Frühverkehr zwischen Blankenfelde und Lichtenrade. Insider verweisen dagegen darauf, dass das Unternehmen zwölf Stunden Zeit gehabt hätte, einen Ersatz zu finden. Stellen für Fahrdienstleiter seien aber extrem knapp gehalten, so dass kein qualifizierter Mitarbeiter aufzutreiben gewesen sei.

„Ein Ende der S-Bahn-Krise ist weiterhin nicht in Sicht“, sagte VBB-Chef Hans-Werner Franz. Der Pünktlichkeitswert sei von 96,21 Prozent im Jahr 2006 auf 76,90 Prozent im vorigen Jahr gesunken; im ersten Krisenjahr waren immerhin noch 80 Prozent der Züge pünktlich.

S-Bahn-Chef Peter Buchner widerspricht vehement. Nach seinen Angaben waren im vorigen Jahr 94,13 Prozent der Züge pünktlich, in diesem Jahr liege die Quote bis Juni bei 96,34 Prozent. Der VBB nimmt als Basis die bestellten Fahrten und wertet Ausfälle auch als unpünktliche Fahrt. Die S-Bahn vergleicht dagegen nur die Zahl der pünktlichen Fahrten mit den tatsächlich erfolgten Fahrten; Ausfälle, wie sie seit zwei Jahren gang und gäbe sind, werden nicht berücksichtigt.

Fest steht, dass die Kunden der S-Bahn für ihre Leistung mit der Note 2,7 einen so schlechten Wert gaben, dass das Unternehmen, wie berichtet, vier Millionen Euro Strafe an das Land zahlen musste. Im November 2009 erreichte die S-Bahn sogar nur die Note 2,83. Im Verkehrsvertrag mit Berlin und Brandenburg wird mindestens die Note 2,6 gefordert.

Der Vertrag sieht auch vor, dass die S-Bahn täglich 562 Doppelwagen einsetzen muss; mit der Eröffnung des Flughafens in Schönefeld, der auch Anschluss ans Netz der S-Bahn erhält, erhöht sich die Zahl auf 575 Doppelwagen. Nach Angaben von Franz waren zuletzt aber nur 446 Doppelwagen unterwegs, obwohl für den derzeitigen Notbetrieb 450 erforderlich seien. Franz widersprach auch Bahnchef Rüdiger Grube, der vor kurzem angekündigt hatte, die S-Bahn werde zum Jahresende wieder zum normalen Angebot zurückkehren: „Normalbetrieb ist, dass das gefahren wird, was bestellt ist.“ S-Bahn-Chef Peter Bucher rechnet, wie berichtet, selbst damit, dass Ende 2011 höchstens 500 der 650 vorhandenen Doppelwagen eingesetzt werden können.

Dass es jetzt keine Krise gebe, liege nur am „schönen S-Bahn-Sommer“ ohne Hitze, spotte Franz. Im heißen Sommer des Vorjahres hatten die Züge massenweise schlapp gemacht. Jetzt hoffe er nur auf einen milden Winter, sagte Franz.

Unpünktlicher als im Vorjahr waren auch die Züge im Regionalverkehr. Die Quote lag bei 88 Prozent; bedingt vor allem durch Baustellen. Die Kunden bewerten die Leistung mit Noten zwischen 2,02 und 2,06. Den besten Wert mit jeweils 1,42 erhielten hier die Niederbarnimer Eisenbahn und die Märkische Regionalbahn.

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