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Landwehrkanal: Millionenbetrag für eine nutzlose Brücke - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren entstand am Landwehrkanal für mehr als eine Million Euro ein neuer Überweg für Fußgänger und Radler. Die Brücke sollte zwei Parks am Potsdamer Platz miteinander verbinden, doch ein direkter Weg entstand durch das Projekt nicht. Was Klaus Kurpjuweit darüber schrieb.

Das ist trotz chronisch leerer Kassen möglich: Der Senat lässt für 1,25 Millionen Euro eine Brücke bauen, die fast keiner will und die auch kaum jemandem richtig nutzen wird. Dafür wird es ein besonderer Bau werden – nach einem Entwurf von Max Dudler, Schweizer Architekt von internationalem Rang. Die Brücke für Fußgänger und Radfahrer verläuft schräg über den Landwehrkanal. Zusammen mit den Rampen ergibt sich eine Z-förmige Verbindung, die einmalig in der Stadt ist. Der für dieses Jahr geplante Bau ist allerdings auf 2011 verschoben worden. Doch er kommt auf alle Fälle.

Die Brücke soll von Park zu Park führen und über den Landwehrkanal hinweg die Grünanlagen am Potsdamer Platz und auf dem Gleisdreiecksgelände miteinander verbinden. So sehe es der städtebauliche Vertrag vor, in dem die Ausgleichsmaßnahmen für die Bebauung des Potsdamer und Leipziger Platzes festgelegt – und zweckgebunden finanziert – worden seien, sagt die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Rohland.

Einen direkten Weg zwischen den Parkanlagen wird die Brücke aber nicht ermöglichen. Fußgänger und Radfahrer müssen auf ihrem Weg jeweils die Uferstraßen am Landwehrkanal überqueren, was wie eine Barriere wirkt. Nur wenige Meter entfernt gibt es mit der Köthener Brücke bereits eine solche Querung des Kanals. Allerdings fehlt dort ein Radweg.

Im Vorfeld der Planung hatten Kritiker wie die Parkgenossenschaft Gleisdreieck, der Fußgängerverein Fuss oder der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vergeblich ein Bauwerk gefordert, das auch die Uferstraßen überspannt und somit wirklich eine Direktverbindung von Park zu Park ermöglicht hätte. Zu monströs wäre ein solcher Bau ausgefallen, hatten die Planer argumentiert und sich dabei auf ein Gutachten gestützt. Und die erforderlichen Rampen wären zu steil ausgefallen, um von Behinderten genutzt werden zu können. Das Geld hätte nach damaligen Angaben der Verwaltung auch für diese aufwendigere Lösung gereicht.

Einfach war es aber auch bei der kleinen Lösung nicht, die Rampen zu gestalten. Sie sind erforderlich, weil die Brücke über dem Straßenniveau liegen wird, damit sie den Schiffsverkehr nicht behindert. Der schon lange geplante Bau hat sich nach Angaben von Rohland verzögert, weil es schwierig gewesen sei, die Zustimmung der Denkmalschützer für den Bau der Rampen am Kanalufer zu erhalten. Weil es für das Einpassen der Rampen nur einen geringen Spielraum gab, muss die Brücke schräg angeordnet werden, damit die Rampenenden erreichbar sind. Für die Nutzer, Rad- oder Rollstuhlfahrer etwa bedeutet dies, dass sie jeweils zwei Mal scharf abbiegen müssen. Und auch Fußgänger können die Brücke nur jeweils über Treppen mit immerhin nur wenigen Stufen erreichen.

Ob die Brücke so als einladende Verbindung von zwei Grünanlagen wirken wird, muss sich zeigen. Auf der nördlichen Seite endet der schmale Grünstreifen zwischen der Linkstraße und der Gabriele- Tergit-Promenade zudem bereits weit vor der Straße mit einem geschotterten Platz, auf dem einige Bäumchen wachsen sollen. Auch im Süden muss der Zugang zum Gelände des Gleisdreiecks noch gestaltet werden. Dort steht ein Zaun, der einst die dortige Übungsanlage für Golfer geschützt hat. Der Betreiber hatte Anfang 2009 Insolvenz angemeldet. Immerhin verkündet ein Bauschild, dass hier ein Park entstehen soll.

Es fehlt das Geld für eine geplante Brücke innerhalb des Parks, die über die Trasse der Bahn hinweg die Parkanlage an der Bülowstraße auf der Schöneberger Seite mit derjenigen an der Hornstraße in Kreuzberg verbinden würde.

Dafür sind Radfahrer, die die Kurven an der Landwehrkanalbrücke geschafft haben, gut vorbereitet auf eine weitere Barriere im Park. An der Kolonnenbrücke endet der Fahrspaß auf dem Radweg östlich der Bahnanlagen. Eine Rampe – mit Spitzkehre – führt auf die fünf bis sechs Meter höher liegende Brücke, von deren Westseite es dann auf einer langen Rampe wieder aufs Grüngelände hinab Richtung Park Südgelände geht. Dann immerhin geradeaus.

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren".

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