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Tempelhof

© dpa

Nachnutzung: Neue Startprobleme in Tempelhof

Die Stadtentwicklungsverwaltung gerät bei den Plänen für das Tempelhofer Feld immer stärker unter Druck. Nun kritisieren auch die Bezirke die Pläne. Friedrichshain-Kreuzberg lehnt das Columbia-Quartier ab.

Die Stadtentwicklungsverwaltung gerät bei den Plänen für das Tempelhofer Feld immer stärker unter Druck. Nachdem der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) der Behörde seiner Parteifreundin Ingeborg Junge-Reyer de facto die Zuständigkeit für die Entwicklung des Terminalgebäudes entzogen hat, gibt es nun auch Gegenwind von den Bezirken. „Wir lehnen den Bau des Columbia-Quartiers komplett ab“, sagte Franz Schulz (Grüne), Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, dem Tagesspiegel. Das geplante Wohnquartier schneide die dicht bebauten Stadtviertel Kreuzbergs von der Kaltluftzufuhr vom ehemaligen Flugfeld ab. „Das ist für das Klima in der Stadt keine gute Idee“, so Schulz.

Für das Columbia-Quartier entlang des Columbiadamms hatte die Senatsverwaltung Ende 2008 einen Ideenwettbewerb gestartet und die Ergebnisse im Januar vorgestellt und öffentlich diskutiert. „An diesem Ideenwettbewerb haben wir uns als Bezirk erst gar nicht beteiligt“, so Schulz, „denn parallel schafft der Senat bei der Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) Fakten.“ Anders gesagt: Während noch öffentlichkeitswirksam Ideen gesammelt würden, lege sich die Behörde intern bereits fest.

Die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung wies die Kritik von Schulz zurück: „Die Zuständigkeit für die Planungen liegt bei uns“, sagte Manuela Damianakis, „aber wir werden sie nicht an den Bezirken vorbei wahrnehmen“. Das gelte auch für die Änderungen am FNP. Dieser Plan legt für ganz Berlin von Straßenblock zu Straßenblock genau fest, wie sie genutzt werden dürfen: zum Beispiel als Wohn- oder als Gewerbegebiete oder als Grünanlagen.

Für die an das Tempelhofer Feld angrenzenden Teile Kreuzbergs sehe der FNP eine Bebauung vor, wo bisher Grünflächen und Sportplätze vorhanden sind. „Das machen wir nicht mit“, sagt Schulz, „und statt eines neuen Wohnquartiers in Tempelhof, das niemand braucht, wären weitere Sport- und Spielflächen wichtig und richtig“. Diese würden Kreuzberg auch nicht vom stadtklimatischen Kühlschrank in Tempelhof abschneiden.

Kritik an den Senatsplänen für Tempelhof kommt auch aus Neukölln. Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) bedauerte, dass die Stadtentwicklungsverwaltung noch nie die Bürgermeister der angrenzenden Bezirke zu Gesprächen eingeladen habe. „Wir erwarten, dass durch die Entwicklung des Tempelhofer Feldes viele der sozialen Probleme gelöst werden können“, sagte er.

Seine Jugendstadträtin Gabriele Vonnekold (Grüne) beklagte darüber hinaus die Raumnot, unter der die Schulen in Nord-Neukölln leiden, und hofft, dass im Zuge der Entwicklung Abhilfe geschaffen werden kann. „Besonders die Sportanlagen der Schulen sind viel zu klein.“ Aber gerade die Jugendlichen in Nord-Neukölln bräuchten dringend mehr Platz, wo sie sich austoben könnten.Vonnekold kann sich auch vorstellen, dass nach dem Vorbild des Campus Rütli am Tempelhofer Feld ein zweiter Bildungscampus entsteht. Es dürfe kein abgehobenes, wie vom Himmel gefallenes Quartier entstehen, sondern eines, das mit dem bestehenden Umfeld verbunden ist.

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