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S-Bahn-Berlin

© dpa

Nahverkehr: Sicherheitsbedenken: S-Bahn tauscht 520 Räder aus

UPDATE Nach einem Radbruch am 1. Mai in Kaulsdorf erneuert die S-Bahn Antriebsräder. Fahrgäste müssen sich auf Einschränkungen gefasst machen, weil viele Züge in der Werkstatt stehen und andere nur verkürzt fahren.

Als Konsequenz aus einem Unfall Anfang Mai will die Berliner S-Bahn in großem Umfang die Räder an Zügen der Baureihe 481 austauschen. Bis Ende Juli sollen zunächst bei 260 sogenannten Viertelzügen 520 Räder ausgetauscht werden, wie ein S-Bahn-Sprecher am Freitag mitteilte. Zu diesem Vorgehen habe sich das Unternehmen gegenüber dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA) verpflichtet. Ein Radscheibenbruch hatte am 1. Mai im Bahnhof Kaulsdorf zur Entgleisung eines Zuges geführt. Verletzt wurde niemand.

Nach Angaben der S-Bahn werden derzeit Messfahrten vorbereitet, um in Abstimmung mit dem EBA herauszufinden, ob und in welchem Umfang ein weiterer Rädertausch erforderlich sei. Die Messfahrten sollen bis Ende Juli abgeschlossen und ausgewertet sein.

Damit der Zeitplan eingehalten werden kann, hat die S-Bahn den Angaben zufolge ihre Werkstattkapazitäten erweitert. Rund 60 zusätzliche Mitarbeiter aus anderen Unternehmensbereichen der Deutschen Bahn und von Fremdfirmen seien im Einsatz. Ein Teil der eingesetzten Züge auf den Nord-Süd-Linien werde verkürzt, um den Werkstätten ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung stellen zu können. Wegen zusätzlicher Sicherheitschecks an den Rädern fahren die Züge der Linien S 1 (Wannsee-Oranienburg) und S 2 (Blankenfelde-Bernau) bereits verkürzt.

S-Bahn: Sicherheit geht vor

Bereits im Mai hatte das Unternehmen tausend neue Räder bestellt, um die bisherigen auswechseln zu können, wie ein Sprecher bestätigte. Da der Wechsel aus Sicherheitsgründen schnell erfolgen muss, werden noch mehr Fahrzeuge als bisher in die Werkstätten gebracht und im Betrieb fehlen. Schon jetzt hat die S-Bahn die Wagenzahl vieler Züge reduziert, was zu überfüllten Bahnen führt, die zudem unpünktlicher sind. Der Senat prüft jetzt, ob er der S-Bahn deshalb den Zuschuss kürzen kann. Die Grünen fordern, den Vertrag mit der S-Bahn zu kündigen.

Nach dem Bruch eines Rades hatte die S-Bahn veranlasst, die Antriebsräder nach 30.000 Kilometern in der Werkstatt zu kontrollieren; vorher war eine Frist von 60.000 Kilometern üblich. Die Sicherheit der Fahrgäste habe oberste Priorität, sagte S-Bahn-Chef Tobias Heinemann. Die „Unannehmlichkeiten“ seien dabei unvermeidlich. Weil nun mehr Züge als üblich in der Werkstatt stehen, kann die S-Bahn auch auf den Linien S 1 (Wannsee–Oranienburg) und S 2 (Blankenfelde–Bernau) tagsüber nur noch Züge mit sechs statt mit acht Wagen einsetzen. Planmäßig sind seit langem auch auf der Ringbahn nur noch Sechs-Wagen-Züge im Einsatz, was auf einigen Abschnitten oft zu überfüllten Zügen führt. Hier verspricht die S-Bahn schon seit Monaten, bei Bedarf mehr Wagen einzusetzen. Fahrzeuge dafür hat sie derzeit aber nicht.

Betriebskonzept: Wenig Personal, wenige Werkstätten

In der Vergangenheit hatte die S-Bahn ein Betriebskonzept entwickelt, bei dem sie mit möglichst wenig Personal, möglichst wenigen Fahrzeugen und möglichst wenigen Werkstätten auskommen wollte. Deshalb verschrottete sie Züge und schloss Werkstätten, was Fachleute der S-Bahn intern als Fehler bezeichnen.

Nach dem Abgang des technischen Geschäftsführers Ulrich Thon, der dieses Konzept vorangetrieben hatte, hat die Geschäftsleitung nun mit dem Betriebsrat vereinbart, innerhalb eines Projekts „Zukunft Berliner S-Bahn“ sämtliche bisherige Strategien zu überprüfen. Nur unter dieser Voraussetzung haben die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat zugestimmt, einen Nachfolger für Thon zu holen.

Die S-Bahn habe schon vor dem Bruch des Rades Probleme gehabt, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg JungeReyer (SPD). Sie habe S-Bahn-Chef Heinemann am Sonntag aufgefordert, den Qualitätseinbruch zu begründen. Und der Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) forderte den neuen Bahnchef Rüdiger Grube auf, ein besonderes Augenmerk auf die Berliner S-Bahn zu legen. Diese muss dem Konzern regelmäßig einen Gewinn überweisen – zuletzt waren es 56 Millionen Euro. (mit ho/ddp)

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