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Öffentlicher Nahverkehr: S-Bahnchaos bleibt bis Jahresende - Zug verliert Wagen

Die S-Bahn hat weniger Züge im Einsatz als geplant, der Normalbetrieb verzögert sich weiter. Obendrein gab es eine neue Panne: Der Zug, der zuletzt entgleist war, verlor auf dem Weg in die Werkstatt die Hälfte seiner Waggons.

Bei der S-Bahn gab es mit denselben Wagen, die am 22. November entgleist waren, eine erneute Panne. Wie erst am Montag bekannt wurde, lösten sich am Sonntagmorgen auf der Fahrt von Grünau in die Werkstatt in Schöneweide die Kupplungen zwischen zwei Wagen, so dass der Zug in der Mitte geteilt wurde. Nach ersten Erkenntnissen waren laut einem Bahnsprecher die Feststellschrauben nicht fest genug angezogen. Die Bahn war ohne Fahrgäste mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern unterwegs. Die Wagen blockierten für rund 40 Minuten die Gleise.

Zudem kann die S-Bahn nach Tagesspiegel-Informationen nicht so schnell so viele Fahrzeuge einsetzen wie geplant. Weil es nach wie vor zu wenig einsetzbare Fahrzeuge gibt, überlegt das Unternehmen dem Vernehmen nach bereits, die Kontrollfristen der Räder wieder zu verlängern, damit die Züge nicht so häufig wie bisher in die Werkstatt müssen. Demnach sollen die Räder nur alle 14 statt wie jetzt alle sieben Tage kontrolliert werden. Offiziell gab es dazu von der S-Bahn keine Stellungnahme. Das Eisenbahn-Bundesamt sehe dafür auch keine Grundlage, sagte dessen Sprecher Ralph Fischer am Montag.

Weil in den Werkstätten jetzt die aufwendigeren Untersuchungen an der Reihe sind, dauert der Aufenthalt der Fahrzeuge länger als in den vergangenen Wochen; deshalb kehren pro Tag weniger Fahrzeuge in den Betrieb zurück als bisher. Auch am Montag erreichte die S-Bahn ihr Ziel nicht: Statt wie vorgesehen mit 429 Viertelzügen konnten nach Tagesspiegel-Informationen nur 415 eingesetzt werden. Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember sollten es 480 sein. Verkürzen ließ das Eisenbahn-Bundesamt nach dem Radbruch, der einen Zug entgleisen ließ, die Fristen für die Radkontrolle; festgelegt wurde auch, in welchem Zeitraum die Räder gewechselt werden müssen. Zudem gab es Fristen für die Wartung der Bremsanlagen, nachdem festgestellt worden war, dass Arbeiten unterblieben waren, was zum Ausfall von Bremsen geführt hatte.

Für die üblichen Untersuchungen in den Werkstätten gelten dagegen nach wie vor die schon vor Jahren erlassenen verlängerten Fristen, nach denen die Fahrzeuge in die Werkstatt müssen. Sie sind bei der anfälligen Baureihe 481, von denen die S-Bahn 500 Viertelzüge hat, von 20 000 Kilometern auf 40 000 Kilometer heraufgesetzt worden, bei der älteren Reihe 480 von 10 000 Kilometern auf 20 000 Kilometer. Die Bahn der Reihe 480, die am 22. November wahrscheinlich wegen einer defekten Motoraufhängung entgleist war, hatte bereits 18 000 Kilometer zurückgelegt. Wäre der Zug wie früher üblich bereits nach 10 000 Kilometern kontrolliert worden, hätte der Schaden wahrscheinlich frühzeitig erkannt werden können, sagte S-Bahn- Betriebsratschef Heiner Wegner. Ziel der längeren Fristen war es, die Zahl der Werkstätten – und der Mitarbeiter dort – reduzieren zu können. Ohne zusätzliche Kapazitäten werde es nicht gelingen, zum Normalbetrieb zurückzukehren, ist Wegner überzeugt. Klaus Kurpjuweit

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