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Ulla Unseld-Berkewicz

© dpa

Verlage: Suhrkamp kommt - Verlag zieht nach Berlin

Berlins Kreativwirtschaft wächst: Nachdem wochenlang über einen möglichen Umzug spekuliert wurde, bestätigte der Suhrkamp Verlag diesen am Freitag. Ein Großteil der Mitarbeiter war gegen den Ortswechsel.

60 Jahre nach seiner Gründung zieht der Suhrkamp Verlag Anfang 2010 von Frankfurt nach Berlin. In Frankfurt am Main werde neben den drei Stiftungen eine Dependance des traditionsreichen Hauses bleiben, teilte der Verlag am Freitag mit und beendete damit wochenlange Spekulationen um seinen Umzug. Alle Beschäftigten könnten mitkommen, kündigte Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz an. 80 Prozent der 130 Mitarbeiter haben sich allerdings gegen den Umzug ausgesprochen. In Berlin hat der 1950 von Peter Suhrkamp gegründete Verlag im Jahr 2006 eine Dependance eingerichtet.

Berlin knüpfe als Hauptstadt und kulturelles Zentrum wieder dort an, wo es nach dem Krieg zum Aufhören gezwungen wurde, begründete Unseld-Berkéwicz den Umzug. "Außerdem ist es doch im Moment so: die Lage politisiert sich bis tief hinein ins kulturelle Leben, da muss Suhrkamp vor Ort sein", sagte die Verlegerin dem TV-Sender 3sat. Heute sei "eben das Labor in Berlin" - wie es einst in den 1960er Jahren Frankfurt gewesen sei.

Einladung aus Berlin - "Heißen Suhrkamp willkommen"

Nach dem Tod des Verlagspatriarchen Siegfried Unseld im Jahr 2002 hatte dessen Witwe Unseld-Berkéwicz die Macht bei Suhrkamp übernommen. Der Verlag bestätigte erstmals im Januar, dass ihm seit längerem bereits eine "Einladung" des Berliner Senats vorliege. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte vor wenigen Tagen sein Interesse an der Ansiedlung des traditionsreichen Verlags bekräftigt.

Dementsprechend begrüßte Wowereit die Entscheidung der Geschäftsleitung des Suhrkamp. Dies sei ein "eindeutiges Bekenntnis (…) für die deutsche Hauptstadt". Der Verlag unterstreiche damit "die Bedeutung des Medienstandortes Berlin. Es ist eine gute Entscheidung für unsere Stadt", betonte Wowereit am Freitag in einer Presseerklärung.

Der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz sprach von einer "bedeutenden Nachricht für die Verlagsstadt Berlin". "Es ist ein glücklicher Tag für uns", sagte Schmitz. "Wir freuen uns riesig und heißen Suhrkamp mit offenen Armen in der kulturellen Hauptstadt Deutschlands willkommen. Hier gehört Suhrkamp auch her als großer Verlag, der sich auch immer politischen und historischen Themen zugewandt hat." Selbstverständlich seien auch andere Verlage in Berlin willkommen.

Mit Umzug soll jahrelanger Streit beendet werden

Mit der Umzugsentscheidung zog Suhrkamp nach eigenen Angaben zugleich einen Schlussstrich unter die juristischen Fehden zwischen den Verlagsgesellschaftern, die in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen sorgten. Die Unseld-Familienstiftung unter Vorsitz von Verlegerin Unseld-Berkéwicz sowie die Winterthurer Medienholding AG hätten ihre vor dem Landgericht Frankfurt anhängigen Prozesse durch einen Vergleich beendet, teilte der Verlag mit.

Teil der Einigung sei, dass die Unseld-Stiftung eine zeitlich befristete Möglichkeit zum Erwerb der Verlagsanteile der Medienholding habe. Diese Minderheitsanteile hält der Hamburger Unternehmer Hans Barlach. Er hat sich zuvor ebenfalls für einen Umzug nach Berlin ausgesprochen. (jm/jnb/dpa)

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