zum Hauptinhalt

Berlin: Vermeintliche Handwerker oder Polizisten auf der Suche nach den Geldverstecken

Sie geben sich als Handwerker, Polizisten, Bewag- oder Gasag-Mitarbeiter, Angehörige von Kirchen und Krankenkassen aus oder spekulieren einfach auf die Hilfsbereitschaft älterer Menschen. Im Hinterkopf haben sie aber immer nur das Eine: Wie sie am schnellsten an die Wertgegenstände und das Ersparte ihre Opfer kommen.

Sie geben sich als Handwerker, Polizisten, Bewag- oder Gasag-Mitarbeiter, Angehörige von Kirchen und Krankenkassen aus oder spekulieren einfach auf die Hilfsbereitschaft älterer Menschen. Im Hinterkopf haben sie aber immer nur das Eine: Wie sie am schnellsten an die Wertgegenstände und das Ersparte ihre Opfer kommen.

Mit dem Einzug des Frühlings gehen auch die Trickbetrüger wieder verstärkt auf die Pirsch. Sie spähen ihre Opfer auf der Straße aus und folgen ihnen bis zum Wohnhaus. Was dann kommt, ist nichts als Schmierentheater, um in die Wohnung der oft hochbetagten Opfer zu gelangen. Zum Beispiel sind zurzeit zwei Täter unterwegs, die in der vergangenen Woche an einem Nachmittag 4100 Mark erbeuteten. Innerhalb von nur 40 Minuten hatten sie zwei Rentnerinnen an der Kleiststraße und der Potsdamer Straße in Schöneberg um ihre Ersparnisse gebracht. Der Trick: Während ein Mann behauptete, einen Wasserschaden reparieren zu müssen, schlich sich ein zweiter Täter in die Wohnung, durchsuchte sie und stahl das Bargeld sowie Schmuck.

Die Trickdiebe wissen sehr gut, wo normalerweise in einer Wohnung das Geld verborgen wird. Es wird in vielen Haushalten an den gleichen Stellen verborgen. An der Aufmerksamkeit einer 89 Jahre alten Frau dagegen scheiterte ein Trickdieb, der an der Geisenheimer Straße in Wilmersdorf als angeblicher Privatdetektiv auftrat. Der dreiste Täter fragte die Rentnerin unverfroren nach ihrem Geldversteck. Die ahnungslose Frau zeigte es ihm auch in ihrer Küchenschublade, ließ sich von ihm aber nicht ablenken. Als der Unbekannte merkte, dass er nicht zum Zuge kommt, verschwand er unverrichteter Dinge wieder.

Entscheidend ist für die Täter, erst einmal in die Wohnung der Opfer zu gelangen. Dort wird es abgelenkt, mit diversen Aufträgen hin- und hergeschickt und verwirrt. Vorsicht ist vor allem geboten, wenn unangemeldet Handwerker auftauchen, eine unbekannte Frau klingelt und ein Glas Wasser möchte, weil ihr schlecht ist oder sie ein Medikament nehmen möchte. Misstrauen ist ebenso angebracht, wenn jemand Blumen oder anderes für einen angeblich nicht anwesenden Hausbewohner abgeben möchte oder einen Zettel erbittet, um jemanden im Haus ein Nachricht zu hinterlassen.

Bei unerwartet auftauchenden Kriminalbeamten, die behaupten, sie ermittelten in einem Falschgeldfall, sollten sämtliche Alarmglocken schrillen. Auf keinen Fall sollte der angebliche Beamte in die Wohnung gelassen werden. Winfried Roll von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle rät, entweder einen Nachbarn hinzuzubitten oder die nächste Polizeidienststelle zu informieren. Ein echter Polizist warte und habe auch Verständnis dafür, wenn seine Äußerungen überprüft werden.

Kaum ein Handwerker kommt spontan. Die meisten melden sich zuvor an und nennen den Tag und die ungefähre Uhrzeit, zu der sie ins Haus kommen, sagte Andreas Grabinski vom Landeskriminalamt. Allein stehende ältere Menschen, die von einem solchen Besucher überrascht werden, sollten sich immer bei ihrer Hausverwaltung vergewissern, ob der Handwerkerbesuch dort auch bekannt ist. Trickdiebstähle sind ein Großstadtphänomen. Die Anonymität erleichtert den Tätern ihr Handwerk.

In den vergangenen Jahren fiel auf, dass die Trickdiebe auch nicht davor zurückschrecken, in Seniorenwohnheimen zu stehlen. Ursache dürfte sein, dass es dort aufgrund von Personaleinsparungen keine Pförtner mehr gibt, vermutet Winfried Roll. Die Aufklärungsquote derartiger Diebstähle ist erfahrungsgemäß deutlich unter dem Durchschnitt und liegt bei etwa 30 Prozent. Da Trickdiebe Serientäter sind, wird bei der Festnahme einer Tätergruppe gleich eine Reihe derartiger Diebstähle geklärt. In den wenigsten Fällen aber dürften die Opfer ihr gestohlenes Eigentum zurückerhalten. In der Bundesrepublik wurden 1998 knapp 46 000 Trickdiebstähle registriert. In Berlin waren es 700 Diebstähle, und im vergangenen Jahr stieg die Zahl auf gut 860. Informationen über Vorgehensweise von Trickdieben und Verhalten gegenüber derartigen Tätern gibt die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle. Sie ist erreichbar unter der Telefonnummer 699 37 999. Der Beratungsladen an der Otto-Braun-Straße 27 in Mitte ist montags von 10 bis 18.30 Uhr, dienstags und mittwochs von 8 bis 15 Uhr sowie donnerstags und freitags von 8 bis 14.30 Uhr geöffnet.Mehr im Internet unter

www.meinberlin.de/trickbetrug

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false