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Das Berliner Landgericht in der Littenstraße in Mitte.

© Wolfgang Kumm/dpa

Vermeintlicher Picasso für 120 Euro: Berliner Kunstfälscher gestehen vor Gericht

Die Angeklagten sollen über Jahre hinweg illegale Reproduktionen zu Schnäppchen-Preisen verkauft haben. Nun startet der Prozess vor dem Landgericht.

Das vermeintliche Schnäppchen entpuppte sich später als eine plumpe Fälschung: Eine Berliner Auktionatorin, ein Kunsthändler und ein Fälscher sollen gemeinsame Sache gemacht und über Jahre hinweg Kunden mit illegal hergestellten Reproduktionen von Kunstwerken betrogen haben.

Was im einfachen Offset-Druck für ein paar Euro gefälscht wurde, ging als angebliche Lithografie in den Verkauf. Gegen die 66-jährige Brigitte S. und den 63-jährigen Jan-Willem van B. begann am Montag der Prozess vor dem Landgericht – mit Geständnissen.

Die Taten liegen lange zurück: Mehr als zehn Jahre liefen die Ermittlungen. Von 61 Fällen von August 2009 bis Juli 2011 ging die Anklage zunächst aus. Einen Teil stellten die Richter nach Rechtsgesprächen ein. Geblieben sind rund 20 Fälle, bei denen es zum Teil um mehrere Fälschungen geht.

Mit illegalen Reproduktionen von Kunstwerke von Pablo Picasso, Henri Matisse, Salvador Dalí, Joseph Beuys oder Gerhard Richter machten sie laut Anklage dreist Geschäfte. Ein Mittäter (65), der aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig sei, soll gefälscht haben.

Grafiken und Drucke, deren Herstellung nicht durch die Rechteinhaber autorisiert war, wurden im Offset-Druck hergestellt, dann mit selbst verfassten Echtheitszertifikaten und Signaturen versehen.

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Als angebliches Top-Angebot war beispielsweise „Gerhard Richter – Mao“ im Angebot. Im März 2010 soll van B. eine illegale Reproduktion an die Angeklagte S. übergeben haben – zum Verkauf als „Richter handsigniert Mao“ bei einer bevorstehenden Auktion zum Mindestpreis von 4000 Euro.

Angebliche Lithografien des Künstlers Picasso seien ab 120 Euro das Stück verhökert worden. Die Kosten für die illegalen Picasso-Offset-Drucke hätten keine 20 Euro im Großformat betragen. Für Brigitte S. erklärte ihr Verteidiger kurz, sie habe gewusst, dass die Drucke nicht lizensiert gewesen seien. Van B. gestand, Fälschungen erworben und an die Mitangeklagte verkauft zu haben. Der Prozess geht Donnerstag weiter.

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