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Berlin: Vierte Babyklappe in Berlin

Spandauer Waldkrankenhaus hilft Müttern in letzter Not

Verzweiflung statt Mutterglück empfinden manche Frauen bei der Geburt eines Kindes und schieben das Neugeborene ab. Babyklappen sollen diesen Müttern die Möglichkeit bieten, ihr Kind in sichere Obhut zu geben, anstatt es auszusetzen oder zu töten. In Berlin wurde nun eine vierte Babyklappe eingerichtet. Sie befindet sich am Spandauer Waldkrankenhaus und wird am 1. Dezember in Betrieb genommen.

Zum Jahresende 2000 hatte das Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf die erste Babywiege Berlins eingerichtet. Krankenhäuser in Tempelhof und Neukölln waren gefolgt. Im Jahr 2001 wurden daraufhin drei, 2002 bisher vier Babys in den Wiegen abgelegt, so Landesjugendamtsleiterin Ulrike HerpichBehrens.

Doch das Angebot ist umstritten. „Die Babyklappe befindet sich in einer rechtlichen Grauzone“, sagt Herpich-Behrens. Im Grunde begehe die Mutter eine Straftat, wenn sie ihr Neugeborenes in der Wiege ablege. „Rein rechtlich ist das Kindesaussetzung.“ Hinzukäme, dass das Melden eines Kindes Pflicht sei, in dieser Situation aber unterlassen würde. Die Aussage „Wir nehmen dein Kind, wenn niemand es will – ohne Fragen, ohne Strafen“ auf den Werbeplakaten für die Babyklappe stimme so nicht.

Heikel seien auch die seelischen Folgen für die Kinder. Welcher möchte schon erfahren, dass er als Kind abgelegt wurde? Und irgendwann wollten die Betroffenen wissen, wo sie herkämen. Das Unwissen über den eigenen Hintergrund sei quälend. „Bei der Diskussion um die Babyklappe müssen das Recht auf Leben und das Recht auf Abstammung abgewogen werden“, sagt Herpich-Behrens.

Dem stimmt Ursula Künning, Koordinatorin des Projektes Babyklappe von Caritas und Diakonie, zu. „Wir setzen das Recht auf Leben höher als das Recht auf Herkunft", sagt sie. Mit der Babywiege könne die Tötung eines Kindes verhindert werden, wenn sich die Frau in einer extremen Notlage befände. „Wir befürchten, dass diese Zielgruppe gar nicht erreicht wird“, sagt Herpich-Behrens. „Diese Frauen haben die Schwangerschaft komplett verdrängt und sind fern von jeglicher Rationalität. Ihnen ist es nicht möglich, eine Babyklappe aufzusuchen, selbst wenn sie sich nur drei Straßen weiter befände.“ bw

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