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Berlin: Villa Kunterbunt

Kinder ziehen heute in ein Haus, in dem einst Trinklieder komponiert wurden und das Rosa von Praunheim besetzte

Heute öffnet in Kreuzberg das Jugendprojekt „Die gelbe Villa“. Verbraucherschutzministerin Renate Künast hat sich angesagt, schließlich fördert ihr Ministerium das Haus, das von der Hamburger Stiftung Jovita getragen wird. Die gelbe Villa, die Kreativkurse für Kinder genauso anbietet wie Wohnplätze für Mädchen, unterhält auch ein KinderRestaurant und bietet Frühstücksbeutel für Schüler an. Dabei wird sie vom Verein Berliner Tafel unterstützt. Die gelbe Villa kommt ohne Geld vom Senat aus.

Die Geschichte des Hauses zwischen Mehringdamm und Methfesselstraße beginnt 1867. Damals erhielten 13 Eigentümer die Baugenehmigung für die Villenkolonie Wilhelmshöhe – die kleine Straße, an der die gelbe Villa steht, heißt bis heute so. Der Bau durfte damals nicht mehr als zwei Vollgeschosse haben. Heute sind es acht Etagen.

1927 kaufte der Komponist Wilhelm Lindemann die Villa und machte daraus ein Musikhaus. Hier komponierte er Gassenhauer wie „Trink, trink, Brüderlein trink“. Nach dem Krieg wurde aus dem Haus eine Privatklinik. In der Folgezeit wurde das Haus aufgestockt. 1987 schloss die Klinik und weckte Begehrlichkeiten. Zum Beispiel bei Aids-Aktivisten wie dem Regisseur Rosa von Praunheim, der zusammen mit anderen Ende der achtziger Jahre die leer stehende Klinik besetzte, um daraus ein Aids-Hospiz zu machen. Daraus wurde nichts. 14 Jahre stand das Haus leer, jeden Abend machte der Hausmeister an einer anderen Stelle Licht. Gespenstisch wirkten die verlassenen Operationssäle unterm Dach, die man von der Straße aus sehen konnte. 2001 begannen Umbau und Sanierung für das Kinderhaus, heute ist die feierliche Übergabe. oew

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