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Berlin: Vom Geist des Spiels

Ultimate Frisbee kommt ohne Schiedsrichter aus

In einem weiten Rechtsbogen segelt die Plastikscheibe sekundenlang durch die Luft. Als das Frisbee die Endzone des Spielfeldes erreicht, hechten zwei Spieler entgegen. Der Angreifer fängt die Scheibe im Flug mit ausgestrecktem Arm und rollt sich geschickt ab. Punkt für sein Team. Die Mitspieler applaudieren – die Gegner auch. Dieses Prinzip der Fairness ist das Wichtigste beim Ultimate Frisbee. Der Spaß aller Beteiligten ist das Ziel. Nach dem Match stehen beide Teams Arm in Arm im Kreis und besprechen den „Spirit“, den Geist, der vorangegangenen Partie. „Neben der Freude am Frisbee geht es auch einfach darum, nette Leute kennenzulernen“, sagt Joachim Fohringer vom Berliner Team „Air Pussies“.

Das Ungewöhnlichste beim Ultimate Frisbee: es gibt keinen Schiedsrichter. Selbst nicht bei Bundesligaspielen oder Weltmeisterschaften. Die Spieler zeigen selbst an, ob sie gefoult worden sind oder gefoult haben. „Wenn es Probleme gibt, wird das immer untereinander geregelt“, sagt „Air Pussies“-Spieler Joachim Fohringer. Diese sympathische Eigenschaft passt genau zum Klischee, gegen das die Spieler ständig ankämpfen müssen. „Viele denken: Frisbee, oh je, das ist doch kein Sport“, sagt Fohringer. „Aber wenn sie dann spielen, merken sie schnell, dass es ziemlich anstrengend ist.“

Denn Frisbee sei „eine riesen Rennerei“. Jeweils fünf Spieler hechten und passen im Winter in der Halle. Im Sommer ist das Spielfeld ein längs geteilter Fußballplatz (100 mal 37 Meter). Dabei ähnelt der Sport dem American Football. Denn beim Ultimate geht es darum, das Frisbee durch gegenseitiges Zuwerfen über ein Hauptfeld in die gegnerische Endzone zu passen und es dann dort aufzufangen. Dafür gibt es einen Punkt. Gewonnen hat, wer nach zwei mal 25 Minuten vorn liegt. Im Unterschied zum American Football dürfen die Frisbee-Spieler aber nicht mit dem Sportgerät laufen, sondern nur passen. Und: der Gegner darf nicht berührt werden. Fällt das Frisbee auf dem Boden oder wird es abgefangen, bekommt die andere Mannschaft die Scheibe.

Wenn es ein bischen wärmer ist in Berlin, werden die „Air Pussies“ und andere Teams an den Wochenenden vor dem Reichstag spielen. Obwohl das eigentlich nicht erlaubt ist. Aber auch das ist der „Spirit“ des Frisbee.

Jörg Petrasch

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