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Berlin: Vom Platz genommen

Borussia Pankow drohte der Klubheim-Abriss: Dank einer Spende wird das Haus jetzt umgehoben

Uwe Zörner ist erleichtert. Der sportliche Leiter von Borussia Pankow steht in dem liebevoll hergerichteten Vereinszimmer mit der selbst gebauten Theke und hätte nicht gedacht, dass diese Räumlichkeiten noch zu retten sind. „Am Montag müssen wir hier weg“, sagt er. „Die ganze Baracke sollte abgerissen werden.“ Dabei hätte der Verein sein Vereinsheim, seine Büroräume und einen Teil der Umkleidekabinen verloren. Doch nun kann die Baracke umgesetzt werden – dank einer Spende des Unternehmers Hans Wall.

Der frei werdende Platz soll künftig als Einfahrt für Baufahrzeuge dienen. Ein privater Bauträger, der das Grundstück neben dem seit 30 Jahren bestehenden Walter-Husemann-Platz von einer Erbengemeinschaft erworben hat, will direkt neben dem Sportplatz 15 Einfamilienhäuser bauen und nimmt der Sportstätte dabei etliche Quadratmeter weg.

Die Situation an der Pichelswerderstraße ist kein Einzelfall. Der Präsident des Berliner Fußball-Verbandes, Bernd Schultz, beobachtet mit Sorge auch an anderen Sportplätzen eine ähnliche Entwicklung. „Das Problem der Randbebauung ist besonders in Kreuzberg massiv, kann aber mittlerweile als stadtweites Ärgernis bezeichnet werden“, sagt er. Vielerorts würden Sportstätten durch private Bauvorhaben eingeschränkt. Ein Beispiel ist der Sportplatz in der Kreuzberger Körtestraße, der durch die umliegenden Schulen sowie durch den Sportverein Berliner Amateure genutzt wird. Auch hier drohen künftig Einschränkungen in der Nutzung und Beschwerden von Neuanliegern, da auf dem angrenzenden Fichtebunker Luxusapartments entstehen sollen.

Zörner von Borussia Pankow vermutet, dass die Probleme mit der Bebauung erst beginnen werden: „Lärmbeschwerden werden neben einem Fußballplatz wohl nicht ausbleiben“, sagt er. Die geplante Schallschutzmauer, die exakt auf der Mitte der jetzigen Tribüne verlaufen soll, wird dies wohl kaum verhindern können. Aus diesem Grund ist es allgemein problematisch, wenn Wohnhäuser direkt an Sportstätten grenzen.

Es blieben nur zwei Möglichkeiten für die Lösung des Platzproblems: Die Umsetzung eines Teils der Baracke oder der Erwerb eines neuen Containers. Beide Alternativen sind kostspielig und kosten mehr als 10 000 Euro – eine stattliche Summe für einen kleinen Verein wie Borussia Pankow. 8000 Euro wurden vom Bauträger als Abfindung angeboten, zu wenig für die Verantwortlichen, um eine Umsetzung zu finanzieren.

In dieser Woche hatten sich die Fronten in Pankow endgültig verhärtet. Ein abschließendes Gespräch mit dem Bezirksbürgermeister war ernüchternd. „Wir gehen hier nicht raus!“, schimpfte Zörner. Erst nachdem der Ärger in Pankow öffentlich bekannt wurde, kam die erhoffte Rettung. Der Unternehmer Wall meldete sich bei den Borussen und spendete 5000 Euro an den Verein, der sich in den vergangenen Jahren durch eine Förderung des Mädchenfußballs, aber auch durch die Integration von Kindern von Einwandererfamilien einen Namen gemacht hat und dafür vom Deutschen Fußball-Bund ausgezeichnet wurde. Damit konnte der Eklat in letzter Minute abgewendet werden. „Es ist wie ein Wunder“, sagt Uwe Zörner. Mirko Berger

Mirko Berger

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