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Eine Serco-Flagge über einem Gefängnis in England. Nun sucht die umstrittene Firma in Berlin Mitarbeiter.

© REUTERS

Von Menschenrechtlern kritisiert: Serco sucht Mitarbeiter für Flüchtlingsunterkünfte

Die britische Firma Serco betreibt umstrittene Lager für Geflüchtete vor Australien. Nun will sie auch in Berlin ins Geschäft einsteigen.

Von Sandra Dassler

„Serco ist ein internationales Dienstleistungsunternehmen, das kommerzielles Know-how mit einem tiefen Ethos für den Dienst an der Öffentlichkeit verbindet.“ Hinter dieser Anzeige steht ein weltweit agierender britischer Konzern, der sich derzeit beim Land Berlin darum bewirbt, Unterkünfte für Geflüchtete betreiben zu können. Heimleiter, Erzieher, Sozialarbeiter und Koordinatoren werden dafür gesucht.

Der Sprecher des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), Sascha Langenbach, bestätigt, dass „der Name des Betreibers Serco im Zusammenhang mit der Unterbringung von Geflüchteten im Land Berlin in unserem Hause aufgetaucht“ ist. Details dazu könne er nicht nennen. Es gelte allerdings: „Alle jetzigen und künftigen Betreiber von Flüchtlingsunterkünften in Berlin müssen sich an die vom LAF erstellten Qualitätskriterien für die Unterbringung und Betreuung der Geflüchteten halten.“

Menschenrechtler kritisieren das Unternehmen

Nach Angaben von Serco selbst wurden Verträge mit dem Land Berlin bisher nicht abgeschlossen. Das Unternehmen arbeitet bereits seit 15 Jahren in der Branche der Flüchtlingsunterbringung. Neun Abschiebehaftanstalten betreibt der multinationale Konzern seit 2009 auf australischen Inseln; zwei auf Papua-Neuguinea. Eine weitere seit fünfzehn Jahren in England. In Deutschland wurde Serco 2005 durch das teilprivatisierte Gefängnis Hünfeld bei Fulda bekannt. Der Konzern ist weltweit involviert, wenn Menschen festgehalten werden sollen. Das Unternehmen ist daher nicht unumstritten.

Menschenrechtler von den Organisationen Human Rights Watch und Amnesty International werfen Serco in ihren Berichten unmenschliche Zustände in den Flüchtlingslagern Australiens vor. Besonders auf der Weihnachtsinsel kritisieren sie fehlende Unterbringungsmöglichkeiten und mangelnde medizinische Versorgung. In den „Internierungslagern“ Australiens und auf Papua-Neuguinea bestehe ein „strukturelles Menschenrechtsproblem“, heißt es auf humanrights.ch. Durch die weltweite Zunahme an Flüchtlingen habe sich die Lage zudem verschärft, da immer mehr Menschen auf den Inseln festgehalten werden.

Der ideale Bewerber arbeitet in Krisensituationen "ergebnisorientiert"

Auf die Frage an Serco, woher das Unternehmen die Expertise in dieser Branche habe, sagt Tracey Cobbett, Sprecherin des Konzerns, man sehe es als als Aufgabe und Herausforderung an, sich um Menschen in einer prekären Lage zu kümmern und gehe mit ihnen in einer fürsorglichen und unterstützenden Weise um.

Die Stellenangebote von Serco stehen auf gängigen Online-Jobportalen. „Sie sind in der Lage eine langfristige Vision für die Unterkunft zu entwickeln? Sie besitzen die Fähigkeit, Krisensituationen und Stress ergebnisorientiert zu bewältigen?“, lauten Auszüge aus dem Katalog des „idealen Bewerbers“ der Annonce.

Veröffentlicht wurden sie auch auf den Internetseiten der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) sowie der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB). Die EHB reagierte auf einen entsprechenden Hinweis. Bei der Stellenbörse handle es sich um „eine freiwillige Leistung für Absolventen“, hieß es auf Anfrage. Man erwäge, die Annoncen von Serco von der Homepage zu entfernen. Teilweise ist das bereits erfolgt, inzwischen stehen nur noch die Annoncen für Sozialarbeiter online. Die KHSB hat die Anzeigen inzwischen vollständig von ihrer Website genommen.

Viele Anwärter dürfte es ohnehin nicht geben. Serco verlängerte die Bewerbungsfrist mehrmals, nun bis zum 14. Oktober.

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