zum Hauptinhalt

Von Tag zu Tag: Anti-Idylle

Werner van Bebber möchte Geschichte nicht unter den Rasen kehren

Das wird aber hübsch! Jetzt wird der Schloßplatz begrünt, mit echtem Rasen. Asphalt und Schotter werden abgedeckt. Denn der Schloßplatz, bislang eine sehr berlinische Mischung aus Brache und Bauhof, soll schöner werden. Seltsam: Dieser Neigung, so etwas wie „Natur“ in die Stadt zu reimportieren, sind keine Grenzen mehr gesetzt. Seit Jahren stelzen die Leute durch künstlich aufgeschüttete Sandstrandbars. Oder sie schwimmen in einer übergroßen Badewanne, die in der Spree schwimmt, in der man als Menschen nicht schwimmen sollte. Alles soll idyllisch sein, und so muss auch der Schloßplatz idyllisch werden, ein bisschen wenigstens. Dabei passt der Trieb, Berlin mit lauter ländlichen Inselchen aufzuhübschen, nicht zur Stadt. Berlin steht im Sand, der durch Asphalt daran gehindert wird, vom Winde verweht zu werden. Und der leere Schloßplatz ist einer der eindrucksvollsten Orte in Mitte. Auf ihm ahnt man, was in Berlin in den vergangenen hundert Jahren los war. Schade, dass er seine Atmosphäre nicht mal so lange behalten kann, bis das Ersatz-Schloss steht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false