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Berlin: Von Tag zu Tag: Blech wird teuer

Wir wollen uns jetzt mal einem ganz üblen Vorurteil widmen: Frauen im Straßenverkehr. Wie?

Von David Ensikat

Wir wollen uns jetzt mal einem ganz üblen Vorurteil widmen: Frauen im Straßenverkehr. Wie? Das allein ist noch kein Vorurteil? Na, hören Sie mal, Sie wussten doch gleich, worum es geht - also ist es ein Vorurteil. So perfide, dass man es noch nicht mal ganz aussprechen muss.

Also: Ich stehe an der Straßenbahnhaltestelle, neben mir zwei Männer. Es ist eine tolle Straßenbahnhaltestelle, weil es an der Kreuzung daneben recht oft rummst. Da kann man was erleben und ist gar nicht sauer, Bahnfahren zu müssen. Heute hat ein Auto die Kurve nicht ganz gekriegt und ist gegen einen hohen Bordstein geknallt. Alles nicht so schlimm, nur das Rad war platt. Und die dem Auto entsteigende Frau ganz fürchterlich blass. Erst schwiegen die Männer neben mir und guckten nur fachkundig. Dann sagte der eine es doch: "Frau am Steuer." Dann schwiegen sie wieder. Ich sagte nicht: "Na, hören Sie mal!" Wie steht man denn dann da als Mann vor Männern?

Nach der Straßenbahn lief ich noch ein Stück zu Fuß. Da kam mir ein Mädchen entgegen, vielleicht 10 Jahre alt, vielleicht auch 12. Sie hatte blonde Löckchen und ein knallrotes, enges T-Shirt an. Darauf, an eben jener Stelle, auf die in wenigen Jahren die Männer von ganz alleine starren werden, stand geschrieben: "Was guckst du?" In riesengroßen Glitzerbuchstaben. Ich sagte nicht: "Na hör mal!" Ich dachte nur: "Ts, ts. Noch keine Frau und schon so ein Verhalten im Straßenverkehr."

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