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Von Tag zu Tag: Chefsache

Ulrich Zawatka-Gerlach schreibt (k)eine E-Mail an seinen Vorgesetzten

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Sehr geehrter Herr Schriftleiter, ich wollte Ihnen schon immer mal sagen, was Sie für eine hohle Pfeife sind. Gehen Sie doch lieber in die Sauna, anstatt mich ständig zu nerven, während ich meiner ehrlichen, schweißtreibenden Arbeit nachgehe. So oder ähnlich müsste es wohl ein Redakteur des Tagesspiegels formulieren, in Schriftform selbstverständlich, um sich einer Kündigung, doch wenigstens einer Abmahnung, erfolgreich zu nähern. Das tut hier natürlich niemand. Nicht einmal in Gedanken würde unsereins dermaßen unverschämt über den unmittelbaren Vorgesetzten herziehen. Bei dem Softwareunternehmen SAS scheint es aber Mitarbeiter zu geben, die sind lockerer drauf. Einer von ihnen landete jetzt vor Gericht, weil er nicht nur seinen Chef, sondern auch Kunden per E-Mail grob beleidigte – und dann nicht vorm Richter erschien. Jetzt muss sich der gute Mann einen neuen Job suchen. Für das Management der ersten bis dritten Reihe ist das eine gute Nachricht, für alle Untergebenen eine heilsame Lehre: Niemals sollte man den eigenen Frust übers weltweite Netz entladen. Der beste Ort, über den Chef herzuziehen, ist immer noch die Kantine (Seite 10).

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