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Von Tag zu Tag: Gefehlt

Ulrich Zawatka-Gerlach vermisste Wowereit bei Dussmanns Trauerfeier.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Als der schwer kranke Peter Dussmann, an den Rollstuhl gefesselt, vor wenigen Monaten am Zeuthener See das 50-jährige Jubiläum seines Unternehmens feierte, war Klaus Wowereit natürlich dabei. Und das Buch, das der Regierende Bürgermeister vor einigen Jahren schrieb, hat er im Kulturkaufhaus an der Friedrichstraße signiert. Wo auch sonst? Den Verdienstorden des Landes Berlin hat Wowereit 2003 dem damals noch agilen Weltbürger Dussmann im Roten Rathaus verliehen, für dessen unermüdliches Engagement für die Deutsche Staatsoper. Obwohl die Weltanschauung den freigeistigen Firmengründer und den sozialdemokratischen Politiker oft trennte, waren sie doch beide stets nahe beieinander, wenn es um die Förderung der Hauptstadtkultur ging.

Jetzt ist Dussmann gestorben, und bei der Trauerfeier am Sonnabend fehlte einer, der auch dieses Mal nicht hätte fehlen dürfen: Klaus Wowereit. Aus privaten Gründen hat er sich entschuldigen lassen, was immer das bedeuten mag. Der Regierende hat nicht einmal dafür gesorgt, in der St. Hedwigs-Kathedrale durch ein anderes Senatsmitglied angemessen vertreten zu sein. Ein Kranz wurde abgelegt, mehr nicht. Es blieb unter anderem Wowereits ehemaligem Parteifreund und Amtskollegen Wolfgang Clement vorbehalten, um eine große Persönlichkeit würdig zu trauern.

Peter Dussmann war nicht unumstritten, gestandenen Sozialdemokraten auch zu wirtschaftsliberal. Aber er hat so viel für Berlin getan, und wer Bücher und Musik liebt, geht an dem großen Haus in der Friedrichstraße selten vorbei, ohne wenigstens in den Sonderangeboten zu stöbern. Um im Bild zu bleiben: Der mit 74 Jahren zu früh Verstorbene war nicht nur in Berlin „ganz große Oper“. Für Wowereit kann man hoffen, dass er nicht deshalb fernblieb, weil nicht er, sondern Clement auf der Trauerfeier sprechen durfte, als Mitglied im Dussmann-Stiftungsrat. Mag auch sein, dass die Einladung, die in der Senatskanzlei versackte, nicht den protokollarischen Regeln genügte. Jeder Erklärungsversuch schlägt fehl. Dass Wowereit fernblieb, ist mehr als traurig.

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