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Berlin: Von Tag zu Tag: Kein Appetit

Das Frühstück schmeckt auch heute nicht wie sonst. Die gewohnten rosigen Wurstscheiben, die immer nach dem Quarkbrötchen als herzhafter Brotbelag an der Reihe sind, wirken verdächtig.

Das Frühstück schmeckt auch heute nicht wie sonst. Die gewohnten rosigen Wurstscheiben, die immer nach dem Quarkbrötchen als herzhafter Brotbelag an der Reihe sind, wirken verdächtig. Sie sind zwar nicht vom viel gescholtenen Rind, aber vom Schwein. Ist das viel besser? Werden Schweine nicht mit dem scheußlichen Tiermehl gefüttert? Und was ist überhaupt mit dem Quark und mit der Milch von der Kuh im Kaffee? Aufhören! Da kann einem doch der Appetit auf alles Schöne vergehen!

Die Freude auf Rinderrouladen, die man sich lange schon mal zum Mittagessen gewünscht hat, für die man sogar ein neues Kochbuch gekauft hat, ist vergangen. Rouladen-Essen käme, glaubt man den Horror-Meldungen, dem ersten Schritt zum Selbstmord gleich. Und was ist mit den Gummibärchen, die abends vorm Fernseher zur Durchhalte-Ration gehören? Soll da nicht auch irgendwas vom Rind drin sein?

Essen beim Jugoslawen, der diese Fleischberge auf den Teller häuft? Und zuvor fragen, woher das Gehackte und Geschnetzelte und Gespießte kommen? Nein danke, da vergeht der Hunger! Steak-Haus oder Burger-Filiale? Igitt. Beim Chinesen könnte man Rind essen, wenn man das Ammenmärchen glaubte, es sei doch alles nur Hund.

Nur noch Pizza essen, ohne Salami, aber mit Thunfisch? Thunfisch? Ist der nicht mit Quecksilber ... ? Essen macht keinen Spaß mehr, wenn man nicht zu den Vegetariern gehört, die jetzt so schadenfroh grinsen.

Stopp! Vielleicht schmeckt in ein paar Tagen das Essen wieder besser. Wir sind die gute alte Kuh gewohnt, und daran dürfte sich nichts ändern: Der Mensch isst ein Gewohnheitstier.

Christian van Lessen

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