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Von Tag zu Tag: Reine Geldfrage

Gerd Appenzeller überlegt, wie oft Jugendliche 100 Euro dabeihaben

Die Geschichte, um die es hier geht, ist ein kleines Lehrstück über Vertrauen, Misstrauen und Zweifel. Zwei Mädchen, zwei Jungs, 13 bis 14, ziemlich normal angezogen, wollen Tretboot fahren. Bot sich ja an am 1. Mai, bei dem Wetter. Dem Bootsverleiher an der Sechserbrücke am Tegeler See kamen sie nicht vertrauenswürdig vor, man wisse ja nie bei den Jugendlichen, grummelte er. Sie erhielten Wartenummer 78. Nummer 20 fuhr gerade los, also war klar: Vor dem nächsten Wochenende würde das wohl nichts mit dem Tretbootfahren. Und Schülerausweise als Pfand? Mit mir nicht, wurden sie abgefertigt, so was könne man ja fälschen, grad’ gegenüber im Jugendtreff könnten sie das kopieren. Nee, nee, Tretbootfahren nur gegen Pfand, und zwar richtig – 100 Euro. Nun war’s der 1., es hatte Taschengeld gegeben, die vier warfen zusammen, es reichte für die 100 Euro. Plötzlich gab’s auch keine Warteliste mehr. Sie schipperten fröhlich ihre zwei Stunden über den See, zahlten 24 Euro Mietgebühr, bekamen den Rest zurück. Und fragten sich nachdenklich, wie viele 14-Jährige in Berlin wohl 100 Euro dabeihaben können, wenn sie mal Tretboot fahren wollen ...

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