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Von Tag zu Tag: Verbrüchlich

Bernd Matthies staunt über einen politisch ahnungslosen Mediziner.

Es mag sein, dass Nordkorea vom geächteten Schurkenstaat langsam zu einer ganz normal unappetitlichen Diktatur wird. Dennoch verblüfft die Nachricht, dass Berlins international bekanntester Mediziner nichts dabei findet, sich von einer Universität dieser Diktatur einen Ehrendoktortitel verleihen zu lassen. Er selbst hat sich dazu trotz unserer Bemühungen bislang nicht geäußert.

Unterstellen wir das Beste. Die Kooperation zwischen dem Herzzentrum und Pjöngjang besteht seit 1997, Roland Hetzer und seine Leute haben viel Gutes dabei getan, und es mag ein Akt der Höflichkeit gewesen sein, die Ehrung anzunehmen. Dennoch klingt das, was da an seltsamen Details aus Nordkorea herüberdringt, nach mehr. So, als sei der berühmte Chirurg, bar jeden politischen Gespürs, von seinen fernöstlichen Kooperationspartnern zumindest ziemlich deftig über den Tisch gezogen worden. Wir können nur wohlwollend hoffen, dass er der nordkoreanischen Führung nicht aus Versehen die unverbrüchliche Treue geschworen hat, von der am Rande der Veranstaltung die Rede war.

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