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Von Tag zu Tag: Volle Kontrolle

Stefan Jacobs versteht jetzt, warum die S-Bahn dermaßen voll ist.

Aus aktuellem Anlass wird hiermit eine alte Weisheit novelliert. „Dem Kontrolleur ist nichts zu schwör“, heißt es ab sofort. Diese Anpassung ist zum einen notwendig, weil dem bisher besungenen Ingenieur bekanntlich die Konstruktion solider S-Bahn-Räder zu schwör ist. Zum anderen rechnet man als trainierter Fahrgast ja inzwischen mit fast allem, nur nicht einem Kontrolleur. Den würden die Leute doch verkloppen, dachte man angesichts der Performance der S-Bahn in diesem Jahr. Offiziell waren die Kontrollen ja nie ausgesetzt worden. Wenn das stimmt, ist klar, warum die Züge im Sommer so überfüllt waren: Keiner kam mehr rein, weil Tausende Kontrollettis die paar Dutzend noch intakten Wagen verstopften und für zahlendes Publikum kein Platz mehr war. Eine Kontrolle hat damals niemand erlebt. Jetzt aber, wo in den rot-gelben Kummerkästen wieder Luft ist zur Entfaltung von Akkordeons und Blechgebläse, erzählen plötzlich alle von ständigen Kontrollen. Vielleicht will die S-Bahn vor dem Jahresende noch ein paar der versenkten Millionen wieder reinholen. Oder sich davon überzeugen, wie gut ihr Entschuldigungstarif angenommen wird: An diesem Wochenende gelten Einzeltickets letztmalig als Tagesfahrscheine.

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