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Vor Gericht: Sturz vom Balkon nach Streit um laute Musik

Ein 47-Jähriger soll einen Mann von einem Balkon im 3. Stock in die Tiefe gestoßen haben. Der Grund soll ein Nachbarschaftsstreit gewesen sein. Jetzt muss Peter F. sich vor Gericht verantworten.

Dornenbüsche waren seine Rettung. Sie fingen Thomas G. auf, als er vor einem halben Jahr von einem Balkon im dritten Stock stürzte. Der 37-jährige Kaufmann fiel etwa zwölf Meter in die Tiefe. Er hatte Glück und kam mit ein paar Schrammen davon. Wie es zu dem Sturz kam, ist umstritten. Die Anklage geht davon aus, dass G. nach einem Streit um zu laute Musik gestoßen wurde. Der mutmaßliche Täter steht seit Montag wegen versuchten Totschlags vor Gericht.

Peter F. fuhr sich mit der Hand über den kahlen Kopf. Er ist 47 Jahre alt, arbeitet als Hausmeister und galt als netter Kumpel. „Der Mann stand auf einmal auf der Balkonbrüstung, beschwerte sich in einem aggressiven Ton über die Musik“, sagte der Angeklagte. Er gab zu, dass er nicht gerade sanft gekontert habe: „Sie wohnen hier nicht und haben gar nichts zu sagen.“ Doch er habe Thomas G., den früheren Freund seiner Nachbarin, nicht gestoßen. „Es war ein Unglück. Ich wollte ihn noch festhalten.“

Der Hausmeister saß seinerzeit mit zwei damaligen Freunden auf dem Balkon. Eine Szene, wie sie unter Nachbarn immer wieder zu Zankereien führt: Auf der einen Seite wird beim Bierchen gegrillt, auf der anderen sehnt man sich gegen Mitternacht nach Ruhe. Thomas G. und die Nachbarin des Angeklagten waren aus einem Lokal gekommen. Er sei angetrunken gewesen, sagte nun das Opfer. Was genau geschah, könne er nicht sagen. „Vielleicht habe ich mich zu weit zur anderen Wohnung rübergebeugt.“ An einen Stoß kann er sich nicht erinnern.

Zunächst hatte der Angeklagte seine beiden Besucher auf seiner Seite. Als die Polizei kam, bestätigten sie die Unfallversion ihres Kumpels. „Wir wollten Peter nicht im Stich lassen“, sagten die Zeugen im Prozess. Doch sie hätten die Lüge nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Am nächsten Tag revidierten sie ihre Aussagen. „Er ist aufgestanden und hat ihn einfach runtergestoßen - mit beiden Händen gegen den Oberkörper. Der Mann hatte keine Chance“, gaben sie zu Protokoll.

Peter F. soll sich um den Gestürzten nicht gekümmert haben. Es war einer seiner Gäste, der sofort die Feuerwehr rief. „Ich fragte Peter noch, ob er wahnsinnig sei“, erinnerte sich der 45-jährige Maler. Den Kontakt zu F. hat er abgebrochen. „Die Sache mit dem Balkonsturz geht mir nicht aus dem Kopf.“ Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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