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Berlin: Vorbeugen statt reparieren

Die Deutschen müssen sich mehr bewegen – Wer Sport aus gesundheitlichen Gründen treiben will, sollte sich zuerst gründlich untersuchen lassen

Das Mittel verspricht viel: knackiges Aussehen, extreme Belastbarkeit, Gesundheit, höhere Lebenserwartung und entspanntes Wohlbefinden. Was wie ein Wunder daherkommt, ist weder besonders geheimnisvoll noch übertrieben teuer. Jeder kennt es: Sport. Wie aber passen diese verlockenden Versprechungen mit der allgemein bekannten Weisheit „Sport ist Mord“ zusammen?

„Die Dosis macht das Gift und was die optimale Dosis ist, weiß die sportmedizinische Leistungsdiagnostik“, erklärt Volkmar Feldt vom Sportgesundheitspark Berlin. Sein Verein bietet mehr an als Gymnastik- oder Wanderkurse. Hier greifen vielmehr ein breites Bewegungsprogramm und medizinische Betreuung ineinander. Wer sich für einen der Kurse anmeldet, wird beispielsweise zunächst von Spezialisten durchgecheckt, wie viel und welcher Sport gut für ihn ist. Das ist vor allem für Herz- und Schlaganfallpatienten wichtig. Aber auch gesunden Menschen, die noch nie oder lange nicht mehr regelmäßig Sport getrieben haben, wird von Medizinern empfohlen, sich einer solchen Eingangsuntersuchung zu unterziehen. Der Sportgesundheitspark wird von Universitäten, der Ärztekammer Berlin, dem Sportärztebund und dem Landessportbund unterstützt. „Er ist die motorische Heimstatt für die, die sich nicht alleine motivieren können und trotzdem etwas für ihre Gesundheit tun möchten“, erklärt Feldt.

Sport und Medizin gehen auch andernorts Hand in Hand. Da gibt es zum Beispiel das Qualitätssiegel „Sport pro Gesundheit“. Damit werden vom Deutschen Sportbund in Kooperation mit der Bundesärztekammer Kurse ausgezeichnet, in deren Konzept die präventive Wirkung von Bewegung besonders im Vordergrund steht. Das Siegel wird nur bei Erfüllung bestimmter Qualitätskriterien vergeben. An erster Stelle steht hierbei die besondere Ausbildung des Kursleiters, der eine Übungsleiterlizenz auf dem Gebiet Gesundheitssport vorweisen muss. Wer an einem solchen Kurs teilnimmt, bekommt unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten von seiner Krankenkasse ersetzt.

Von den bewegungsmotivierten Vorreitern, für die Gesundheit hoch im Kurs steht, gibt es in Deutschland noch viel zu wenige. Nach einer Studie des Robert Koch-Instituts erreichen derzeit nur etwa 13 Prozent der Deutschen das Aktivitätsniveau, das von Wissenschaftlern empfohlen wird. Danach sollte sich jeder mindestens an drei Tagen in der Woche wenigstens eine halbe Stunde lang so bewegen, dass er dabei leicht ins Schwitzen gerät. „Was wir an Bewegungsabläufen im urbanen Alltag verloren haben, müssen wir in unserer Freizeit wieder aufholen“, sagt Feldt, andernfalls würden wir krank.

Sport stärkt in erster Linie das Herz-Kreislauf-System. Wer sich regelmäßig bewegt, dessen Körper kann schnell mit weniger Aufwand mehr Leistung bringen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist fast die Hälfte aller Todesfälle in Deutschland auf Herz-Kreislauf-Krankheiten zurückzuführen. Rund 250 Menschen sterben täglich am plötzlichen Herztod. Dieser tritt zwar meistens im Zusammenhang mit körperlicher Anstrengung auf. Das Risiko ist für diejenigen, die regelmäßig Sport treiben, trotzdem deutlich niedriger als für Untrainierte. Bewegung fördert geistige Beweglichkeit. Das ist gerade für Kinder und alte Menschen wichtig. Wenn man den Kreislauf in Schwung bringt, fließt das Blut schneller durch den Körper. „Die Durchblutungsrate im Gehirn profitiert schon von den kleinsten Bewegungsabläufen. Das wissen wir, seitdem wir durch Bild gebende Verfahren solche Vorgänge im Gehirn sichtbar machen können“, erklärt Feldt. Dem Gedächtnis kann man also auf die Sprünge helfen. Die meisten Probleme sind nach einem kleinen Training nur noch halb so groß wie vorher. Dafür sorgt der Körper gleich in zweifacher Hinsicht. Zum einen werden durch Bewegung so genannte Endorphine ausgeschüttet, die opiatähnliche Wirkung haben und uns zufrieden machen. Zum anderen werden Stresshormone von den Muskeln in Energie umgewandelt. Neben Herz und Seele stärken Hobbyathleten auch ihre Skelettmuskulatur. Gerade ältere Menschen können sich durch den Erhalt ihrer Muskelmasse ein großes Stück Mobilität bewahren. Aber auch jüngere Menschen sollten ihren Bewegungsapparat durch ausgewogenes Krafttraining unterstützen. Denn mit über 30 Prozent sind Rückenleiden die häufigste Ursache für Krankmeldungen. „Die Devise heißt Prävention. Leider bringen die meisten Menschen lieber ihr Auto alle zwei Jahre zum TÜV, als dass sie sich selbst einmal einer Diagnostik unterziehen", bedauert Feldt.

Weiteres im Internet

www.sport-gesundheitspark.de

www.sportprogesundheit.de

Katrin Wilke

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