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Berlin: Walter Momper und die SPD gehen in die Offensive und die U-Bahn

Walter Momper hat "nicht im Traum daran gedacht", in der Endphase des Wahlkampfes sein Konterfei in der Stadt zu plakatieren. Das sagte der frühere Regierende Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat gestern bei der Vorstellung der Werbelinie seiner Partei für die letzten Wochen bis zum 10.

Walter Momper hat "nicht im Traum daran gedacht", in der Endphase des Wahlkampfes sein Konterfei in der Stadt zu plakatieren. Das sagte der frühere Regierende Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat gestern bei der Vorstellung der Werbelinie seiner Partei für die letzten Wochen bis zum 10. Oktober. Damit wollte Momper den Verdacht zerstreuen, die schlechten Sympathiewerte für seine Person hätten die Entscheidung befördert, sein bislang unter dem Slogan "Willkommen Zukunft" plakatiertes Gesicht aus dem Stadtbild zu entfernen. Es sei einfach nicht gut, im Endspurt mit dem Kandidaten selbst zu werben, das habe die Erfahrung in den vorangegangenen Wahlkämpfen gezeigt, so Momper. Er habe auch nicht "im Traum daran gedacht", den Wahlkampf aufzugeben. Im Gegenteil. Die SPD werde ihre Anstrengungen, den Wähler für die Partei zu begeistern, "verdoppeln".

Momper erklärte, Spiritus rector des neuen zentralen Plakatmotivs der Berliner Sozialdemokraten zu sein. Dieses Plakat ist ganz in blau gehalten, als einziges Textelement ist der Spruch "Für Berlin. Wir kämpfen!" und das SPD-Logo eingefügt. Momper sagte, die Idee sei zwar von ihm persönlich gekommen, das Konzept für den Text stamme allerdings vom Vorsitzenden der Berliner SPD, Peter Strieder. "Kämpfen" scheint nun die zentrale Losung der Bemühungen der SPD zu sein. "Wir akzeptieren einfach nicht, dass die Wahlen in Berlin entschieden sind", gab sich Momper gestern kämpferisch. Bislang sei der Wahlkampf statt mit Argumenten nur mit Umfragen geführt worden. Die Stärke der CDU sei allein die Schwäche der SPD. Das gelte es in den letzten Tagen und Wochen noch ins Gegenteil zu verkehren. In erster Linie sollten nun die rund 22 000 SPD-Mitglieder motiviert werden, sich in den Wahlkampf einzuschalten. Diese würden nun allesamt angeschrieben und aufgefordert, in ihrer Nachbarschaft, im Bekannten- und Freundeskreis für die SPD zu werben. Dazu könnten sie in der Parteizentrale entsprechendes Werbematerial abfordern. Es gehe im Kern darum, dass sich die Mitglieder auch als "Sozialdemokraten bekennen", so Parteichef Strieder.

Doch nicht nur die breite Parteimasse, auch die Prominenz in Senat und Bundesregierung werde noch einmal die Ärmel hochkrempeln und den Kontakt zum Wahlbürger suchen. So verkürzte die SPD gestern ihre sonst oft stundenlange Fraktionssitzung auf knappe 60 Minuten, um dann alle Parlamentarier auf den Alexanderplatz und den Wittenbergplatz ausschwärmen zu lassen, damit sie sich dem Einkaufsvolk nähern und unter anderem für das Sparpaket der Bundesregierung werben. Auch planen Momper und die SPD-Senatsmitglieder, sich in der kommenden Woche in aller Frühe an U-Bahnhöfen zu postieren und den zur Arbeit Strömenden Werbeprospekte in die Hand zu drücken oder sie in ein Gespräch über die Vorzüge der SPD zu verwickeln. Momper versuchte gestern mit Nachdruck den Eindruck zu verwischen, Bundeskanzler Gerhard Schröder und die Spitzen der Bundespartei hätten Berlin bereits aufgegeben. Auch in diesem Punkt sei das Gegenteil der Fall, so Momper. Mehrere Bundesminister würden an sogenannten Frühverteil-Aktionen in der Stadt teilnehmen. Auf Nachfragen bestritt Momper auch, dass sich das Engagement von SPD-Bundesministern eher negativ auf die Wahlchancen am 10. Oktober auswirken könne. Auch in diesem Punkt sei das Gegenteil der Fall.

Momper betonte gestern, dass er allen eher bescheidenen Umfragen zum Trotz auf ein "akzeptables Wahlergebnis" hinarbeiten wolle. Was dies in Prozent bedeuten könnte, sagte er nicht. Er habe in seiner politischen Laufbahn "viele Niederlagen hinnehmen müssen". Politik sein nun einmal "Kampf", und Kampf sei für ihn, Momper, ein "belebendes Element". Nach seinen Erfahrungen in den Wendezeit sehe er die Dinge gelassener, so Momper: "Ich habe gute Nerven."

AX

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