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Berlin: Warmfeiern für das Berlinale-Finale

Party für den Film „300“ im Bangaluu-Club, Boss-Event im Gerichtsgebäude und Empfang bei den Bayern

Schwarz oder weiß – dieses Filmfest hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Im düsteren Ambiente des „Solar“ in der Stresemannstraße, einem ganz in der Farbe der Nacht gestrichenen Etablissement, hatte Jennifer Lopez , wie berichtet, am Mittwochabend den „Artists vor Amnesty Award“ erhalten, begleitet von Antonio Banderas . Später dann, bereits nach Mitternacht, bat Warner Bros. ins „Bangaluu“ in der Invalidenstraße, diesmal dominierte die Farbe frischen Schnees. Obwohl, eine blutrote Tapete wäre angesichts des Metzelfilms „300“ – es geht um klassischen Bildungsstoff, „Wanderer, kommst du nach Sparta…“ – passender gewesen. Doch gab es immerhin als Dekoration ein Dutzend Kostüme aus diesem modernen Sandalenfilm, im unteren Stockwerk die persischen Rüstungen, im oberen die spartanischen, in deren Mitte die sparsamen Stoffteile, mit denen König Leonidas’ schöne Gemahlin ihren Körper notdürftig verhüllt. Zwischen diesen beiden Ebenen pendelten die normalen Partygäste, lümmelten sich auch in die Kuschelecken. Die VIPs dagegen, vorneweg Regisseur Zack Snyder , die Schauspieler Gerad Butler alias Leonidas und Rodrigo Santoro alias Xerxes sowie diverse Produzenten, konnten sich noch ein Stockwerk höher zurückziehen, spielten dort offenbar Völkerverständigung, empfingen auch Gäste, darunter Sam Neill . Auf einer Videowand Szenen aus dem Schlachtgetümmel, gegenübergestellt die entsprechenden Bilder aus dem zugrunde liegenden Comic von Frank Miller. Technisch durchaus perfekt. ac

Das Gerichtsgebäude in der Littenstraße ist schon ungeschminkt eine Jugendstilschönheit der Extraklasse. Was passiert, wenn sich Top-Designer und Berlinale Sponsor Hugo Boss dieses Ortes annimmt, um eine hollywoodreife Party-Location zu schaffen, war am späten Mittwochabend zu bewundern. „Ein Traum“, kommentierten unisono ästhetisch sensible Partygänger wie der Publizist Florian Langenscheidt und die langjährige Vogue-Chefin Angelika Blechschmidt und Designer Michael Michalsky . Mit orangeroten Lichtelementen war die Halle grandios inszeniert. Von kleinen Sitznischen mit Polsterstühlen konnte man auf die riesenradgroße runde Bar hinunterblicken, die den untern Bereich dominierte und unter von Heinz Gindullis alias Cookie Regie in zweiwöchiger Arbeit zusammengebaut worden war. Auf Treppen und Emporen dufteten riesige Sträuße bunter Frühlingsblumen mit Lilien drin. Auch Klaus Wowereit und sein Partner Jörn Kubicki waren begeistert von dem Effekt, der sich ergibt, wenn mit Geld und Geschmack eine schlafende Schönheit auf Hochglanz illuminiert wird. Eigentlich ist das Gebäude nicht zu haben für Partys, hier hatte sich der Regierende offenbar selber zum Fürsprecher gemacht. Schließlich gibt es kaum eine bessere Gelegenheit, der internationalen Gesellschaft Berlin als eine Ansammlung traumhafter Orte vorzuführen. Viele nutzen ihren Trip auch privat weidlich aus. „Wer irgend kann, hängt noch ein paar Tage dran“, hat Wowereit aus seinen Gesprächen mit den Stars erfahren. Klar, Arthur Penn und Jeff Goldblum bleiben eh die ganze Zeit. Antonio Banderas hatte schon am Montagabend als Laudator für die Menschenrechtlerin Zainap Gashaeva seinen ersten großen Auftritt bei Cinema for Peace und wurde gestern spät zu einer Party bei Spindler& Klatt erwartet. Unter denen, die das temporäre Ambiente-Kunstwerk erleben konnten waren Bai Ling , Nino Cerutti , Moritz Bleibtreu , Eva Padberg und J asmin Tabatabai . Unter den weniger bekannten Gästen waren viele potenzielle Statisten für Filme mit Titeln wie „The Second Frauleinwunder“ oder „The Beautiful Germans“. Märchenhaft war auch das zeitliche Arrangement dieses Party-Kunstwerks. Beim Morgengrauen musste alles wieder eingepackt werden.

Aller Anfang ist grau. So erging es auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann , der im vergangenen Jahr seine erste Berlinale in neuer Funktion mitmachte. Jetzt ist er, aus dessen Etat sich die Finanzierung des Filmfestivals zu großen Teilen speist, ein gefragter Gesprächspartner auf den Empfängen und Galas am Rande des Kinotrubels. „Letztes Jahr musste ich noch allen Leuten vorgestellt werden“, sagt Neumann am Donnerstag beim Empfang des Bayrischen Filmförderfonds (FFF) in der Landesvertretung des Freistaats, „dieses Mal ist es andersherum.“ Das freut selbst den Kulturstaatsminister, denn bei den Bussi-Bussi-Events in der deutschen Filmbranche steht man ja ungern wie bestellt und nicht abgeholt herum und wartet darauf, dass sich irgendjemand zu einem Smalltalk bequemt. Neumann jedenfalls genießt die Berlinale, auch weil er stolz ist auf den Erfolg des European Film Markets, „nach den USA und Cannes mittlerweile der drittwichtigste weltweit“. Der vormittägliche Empfang in der Bayrischen Vertretung ist Tradition und ein Muss für alle Filmemacher. Ergo sind zu Weißwurst, Bier und Brezeln auch Helmut Dietl und Oskar Roehler gekommen wie der Berliner Produzent Stefan Arndt . Auch ein Oscar-Preisträger war dabei: Florian Gallenberger , der die Trophäe 1999 für einen Kurzfilm erhielt.

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