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Berlin: Warum dann wir?

Von Bernd Matthies Fragen sie mal Ihren Stammtisch. Politiker!

Von Bernd Matthies

Fragen sie mal Ihren Stammtisch. Politiker! heißt es da, bleibt mir bloß weg mit den Politikern. Die haben doch keine Ahnung, wie dreckig es uns geht! Dann kommt wieder mal eine kleine Diätenerhöhung, und der Stammtisch tobt. Verständlich. Das hat aber viele Politiker so eingeschüchtert, dass sie nun vor lauter Schreck nicht einmal mehr ihr eigenes Geld ausgeben mögen; Hans Eichel können wir uns ja praktisch nur noch im SecondHand-Laden vorstellen.

Unser Finanzsenator Thilo Sarrazin ist auch so einer. Gestern hat er in der Bild-Zeitung seine „persönlichen Sparregeln“ verkündet: Immer zehn Prozent mehr einnehmen als ausgeben, BVG fahren, nichts auf Pump anschaffen, zu Aldi gehen, last minute reisen. Mensch, werden Berlins Sozialhilfeempfänger sagen, hätte er uns die Tipps mal ein bisschen früher gegeben!

Aber warum tut er das? Der Mann verdient gut 10 000 Euro brutto. Also ist die ganze Spar-Arie geflunkert, Stuss für den Stammtisch. Oder, schlimmer, sie ist wahr, und bei Sarrazins wird wirklich so gegeizt. Dann haben wir endlich einen Verantwortlichen für die Krise, einen, der das Geld bunkert, statt damit die Konjunktur anzukurbeln, der vermutlich schon aus Prinzip feilscht, statt dem ächzenden Einzelhandel mal was zu gönnen, der seine Frau zu Aldi schickt, obwohl doch das KaDeWe locker drin wäre. Wir wagen kaum abzuschätzen, was die Familie inzwischen auf der hohen Kante hat, und wie viele Händler sich über ein wenig davon freuen würden.

Ja, bitte, sagen wir Schlechterverdiener folglich, wenn der schon kein Geld ausgibt, warum dann wir? Und so muss Sarrazin auf seine Steuereinnahmen warten, bis er schwarz wird.

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